Kid Rock – The History Of Rock

Komischer Kerl, dieser Kid Rock. Einige Talente hat er ja: Als Showman ist er ganz groß, auf Limousinen liegend macht er sich gut – der größte Poser, den Amerika im vergangenen Jahr hervorgebracht hat. Sein Album „Devil Without A Cause“ war zwar musikalisch nur Mittelklasse, aber das fiel gar nicht mehr so auf zwischen gelungener Selbstinszenierung und coolen Videos. Fleißig ist der Mann auch: Er tourt sich, um es mal in seinen Worten zu sagen, „den Arsch ab“ und macht auch sonst alles, was das Geschäft von ihm verlangt. Das nächste Album sollte möglichst schnell her. Doch leider: Bei allen Bemühungen, der perfekte Rockstar zu sein, hatte Kid Rock es nicht geschafft, nebenbei auch noch Songs zu schreiben.

Aber was ein richtiger Rocker ist, der hat ja freilich eine Vorgeschichte. Und so kramte Kid Rock einfach ein paar Melodien aus, die noch irgendwo rumlagen. Er überarbeitete einige Songs seiner beiden Alben von ’93 und ’96 und fugte einen Song hinzu, der das Zeug zum Superhit hat „American Bad Ass“ fasst nicht nur sein Selbstverständnis zusammen, sondern schafft auch endlich eine unverkrampfte Verbindung zwischen Metal und HipHop. Zwar bleibt der Rap-Teil simpel und vor allem von „Hey, hey“ und Schimpfwörtern bestimmt, aber zwischendurch scheint originelle Selbstironie durch und ein bisschen Musikkenntnis: „Boy bands are trash/ I like Johnny Cash and Grandmaster Flash“, und AC/DC. Und ZZ Top. Und und und. Kid Rock klaut von allen, aber nur Metallica bekommen Tantiemen dafür: Ein Sample von „Sad But True“ wurde auch noch eingearbeitet.

Unterhaltsam, dieser Crossover fürs Stadion, aber der Song „Prodigal Son“ zeigt Kid Rocks Dilemma: Da hat er einmal eine grandiose Melodie gefunden, die nicht einfach wie ein Rip-OfF von Dog Eat Dog klingt, und dann baut er zwischen den Bluesrock dermaßen stumpfen Gangsta-Rap ein, dass man spätestens beim zehnten „Bitch“-Gedröhne „Fuck you!“ zurückschreien möchte. Und so ist es meistens: Gute Ideen findet man zuhauf, aber selten gelingt die Ausarbeitung, und zu oft bleibt Kid Rock in Klischees stecken, selbst wenn er wie in „My Oedipus Complex“ versucht, sein obligates Vater-Trauma zu verarbeiten. Zu Liedern wie „Fuck Ybu Blind“ mag man gar nichts mehr sagen. Einfach staunen und genießen.

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