„King Kong“ von 1976: mehr als ein Guilty Pleasure

Regie John Guillermin, Darsteller: Jessica Lange, Jeff Bridges

Produzent Dino de Laurentiis war vom Erfolg überzeugt, sah einen Tierhorrorfilm vor sich, der den „Weißen Hai“ abhängen würde: „When the Jaws die, nobody cry. When my Kong die, everybody cry.“ Denn „King Kong“ war eine Romanze, eine zwischen Affen und Frau, und das würde sein Remake von 1976 beweisen.

Es floppte fürchterlich, die Kritiker lachten sich schlapp. Carlo Rambaldis Roboteraffe war zwölf Meter hoch, wog sechs Tonnen und war derart unbrauchbar, dass man ihn in nur zwei Einstellungen sah. Für den Rest des Films stieg Rick Baker in einen Anzug. Aber wie im Original-Kong von 1933 lief dieser Primat nicht auf vier, sondern zwei Beinen, was ihn in Gegenwart seiner Angebeteten Dwan natürlich wie einen notgeilen Menschen erscheinen ließ – die „Romanze“ halt.

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Aber John Guillermins Film wird Unrecht getan. Er ist mehr als ein Guilty Pleasure. Jessica Lange in ihrem Schauspieldebüt wirkt dem Riesengorilla tatsächlich zugetan (mehr als Naomi Watts in Peter Jacksons späterer Version); Jeff Bridges als ihr Geliebter Jack sieht aus wie ein Vorgänger des Big Lebowski, lässt also fettigen Vollbart und fettige Frisur die Rolle für ihn spielen; und Charles Grodin als Ölfeldsucher ist – drei Jahre nach der Ölkrise – ein perfekter, die Natur ausbeutender Antagonist. Bezeichnend, dass das Finale dieses „King Kong“ auf den Dächern des World Trade Centers, nicht auf dem des Empire State Building stattfindet. Die Message stimmt also. Komponist John Barry, in den Spätsiebzigern in seiner romantischen Phase angekommen, schrieb einen seiner bewegendsten Scores, vertonte die Gefühle, die der Gorilla nicht ausdrücken könnte. Jessica Lange fragte Kong: „Are you in there?“, glaubte also an den Menschen im Tier.

Die rund 190 Minuten lange TV-Version bleibt zwar immer noch unveröffentlicht, und die erstmalige 4k-Auflage zeigt Kostüm und Mechanik womöglich in einer für die Glaubwürdigkeit der Kreatur ungünstigen Schärfe. Aber Dino behielt Recht: everybody cry. Na ja, manche immerhin. (Studiocanal)

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