KOLYA von Jan Sverák :: ab 17. Juli

Geschichten, in denen Kinder Erwachsene aus ihrer emotionalen Starre befreien, sind so alt wie das Kino. „The Kid“ von Charlie Chaplin sowie Wim Wenders‘ „Alice in den Städten“ sind nur die zwei schönsten Beispiele. Findet ein tschechischer Film den Weg in deutsche Kinos (und eben nicht nur ins Nachtprogramm des WDR), muß etwas Besonderes passiert sein. „Kolya“ von Jan Sverák nach einem Drehbuch seines Vaters Zdenek wurde kürzlich mit dem Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film ausgezeichnet. Nicht unbedingt eine Empfehlung – zu bizarr sind oft die Kriterien für eine Nominierung in den USA.

Prag 1988: Der ältere Cellist Louka (Zdenek Sverák) lebt, seit er wegen politischer Unzuverlässigkeit aus der Philharmonie geworfen wurde, von „Gruftmucken“ – Musizierjobs auf Beerdigungen, bei denen der geile Bock der Sängerin mit dem Bogen schon mal den Rock hebt. Um sich endlich den erträumten Trabbi kaufen zu können, läßt Louka sich auf ein waghalsiges Abenteuer ein: eine Scheinheirat mit der jungen Russin Nadezda, damit diese in dertZSSR bleiben kann. Als sie danach zu ihrem Liebhaber in den Westen türmt und ihre Mutter stirbt, steht unverhofft ihr fünfjähriger Sohn vor Loukas Tür. Weil mit Nachforschungen der skrupellosen Polizei zu rechnen ist, nimmt er den nur russisch sprechenden Jungen bei sich auf. Eine Freundin fungiert als russische Märchentante durchs Telefon, auch eine schwere Krankheit übersteht Kolya durch Loukas aufopferungsvolle Fürsorge. Als die Mutter nach der Wende 1989 einfliegt, können sich „Vater“ und „Sohn“ kaum trennen.

Das Ganze ist raffiniert mit dem Zusammenbruch der CSSR verbunden. Ein zartes, wunderschönes Märchen zwischen Zeitgeist und Traum. Ein Glücksfall für das europäische Kino.

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