Krieg der Spielemessen

Wer die Schlagzeilen der letzten Monate ignoriert hatte, konnte auf der diesjährigen Games Convention (GC) in Leipzig wirklich Spaß haben. Das Angebot war riesig, die PR-Damen lächelten makellos, und die angekündigten Games für die kommenden Monate sahen vielversprechend aus. Auch diesmal knackte die GC ihre alte Rekordbesucherzahl. Über 200 000 Menschen strömten aufs Messegelände.

Von Melancholie konnte man in den Spielhallen nichts merken, obwohl sie mehr als angebracht gewesen wäre. Denn es war die letzte Leipziger GC ihrer Art. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) will mit der Messe weg aus Leipzig. Er will nach Köln. Weil dort alles viel größer und besser sei. Und weil man nur dort weiter ungehemmt wachsen könne. In Leipzig sieht man das naturgemäß anders. Deshalb rückte die Games Convention ihren Namen nicht raus und bettelte bei Stadt und Land schon mal um Geldspritzen. Die hat sie bekommen. Ergebnis: 2009 wird es in Leipzig die Games Convention ohne BIU, sprich ohne die wichtigsten Spielefirmen, geben. Dafür startet in Köln die Games Com mit BIU, aber ohne zugkräftigen Markennamen. Für die Zukunft ergeben sich vier mögliche Szenarien: 1. Szenario: Köln gewinnt. Schon wegen der inhaltlichen Attraktivität zieht es die Spielergemeinde nach Köln. Leipzig kann wegen mangelnden Interesses zumachen. Die Games Com übernimmt vollständig die Funktion der Games Convention und wird irgendwann auch nur noch mit „GC“ abgekürzt… Gut möglich. 2. Szenario: Leipzig gewinnt. Das Interesse an der Games Com ist mau, die Massen laufen weiterhin nach Leipzig. Irgendwann gibt der BIU nach. Alles wird wieder wie früher… Extrem unwahrscheinlich. 3. Szenario: Unentschieden. Köln profiliert sich als Messe für Branchenkenner. Leipzig bleibt Tummelwiese für die Masse. Ähnlich wie die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt existiert man gut parallel. Alle sind zufrieden… Sehr unwahrscheinlich.

4. Szenario: Doppelte Niederlage. Weder Leipzig noch Köln können eine Spielemesse aufrechterhalten. Das Publikum ist irritiert, die Hersteller frustriert. Nach einigen Jahren geben beide entnervt auf. Die Messe wandert ins Ausland, möglicherweise nach London… Leider sehr wahrscheinlich.

vor letztem Szenario hatten viele Branchenkenner bereits gewarnt. Warnende Beispiele von missglückten Spielemessen gab es in den USA und England zahlreich. Doch dass sich die gespaltene Branche jetzt noch einigt, ist äußerst unwahrscheinlich. Der Krieg der Spielemessen ist eröffnet.

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