Kristofer Aström

Northern Blues

ZOMBA

Wieder ein versierter Schwede, der den amerikanischen Blues hat

Wieder ein versierter Schwede, der den amerikanischen Blues hat Ein erster Blick auf das Cover verrät, dass Kristofer Aström von der Welt offensichtlich böse mitgespielt wird. Der Blick einer betrübten Tasse, im Hintergrund Wälder und verschwommen skizzierte Berge. Die Diskografie benennt mit Hearing Songs“ und „Go, Wenl, Gone“ noch zwei Frühwerke, die ebenfalls wenig Optimismus ausstrahlen. Pathetische Pose oder doch eine Momentaufnahme? Abwarten. Denn Aström ist zunächst eifersüchtig. „I’m not the first to sleep beside you in this bed/ It’s poisoned with some other idiotic guy’s smell“ wird in „All Lovers Hell“ etwas naiv mit der Bettnachbarin gehadert. Einen Song weiter erklingt dann der endgültige Abgesang: “ How can you live with yourself/ 1 hope you’ll burn in hell.“ Aus der nüchternen Realität des Verlustschmerzes und einsamer Tagträumerei spinnt Aström sensible Erzählungen, die auf fragilen Melodien schlafwandeln und zumeist von Cello, Bläsern, Gitarre und Klavier getragen werden. Das Schlagzeug darf meistens bloß streichen, nur sporadisch bricht die Band aus der Intimität aus. Zwei Jahre hat Aström mit seiner Hidden Truck-Band an der Dramaturgie der Arrangements gefeilt. Spätestens im über zehn Minuten langen „You Don’t Know How Good YouAre“ wird die Spielfreude der Musiker offensichtlich. Das Tempo ist selbstredend bedächtig, doch im Gegensatz zu spröden Nihilisten wie Spain atmet das Dunkel hier durchaus kräftige Züge. Ein selbstgefälliger Romantizist ist Aström nicht. Wie ein guter Wein entfalten seine Songs ihr Bouquet mit zunehmender Dauer. Zeit ist Frist, aber hier sollte man sie sich nehmen. GERRIT POHL