Ladytron – Light & Magic :: EastWest
Man muss Ladytron danken. Ganz ausgezeichnet haben sich Fotos des putzigen Elektrokitsch-Kleeblatts aus Liverpool als Tischvorlage bei heiklen Frisörbesuchen bewährt. Ein schönes Experiment: Das nächste Mal dem Coiffeur erst gar keine Schnitt-Anweisung geben, statt dessen im Salon dieses Album einlegen und mal machen lassen. Man darf vermuten, dass da was Schickes, im besten Fall gar leicht Verstörendes dabei rauskommt.
Aufgenommen wurde „Light & Magic“ bei Mickey Petralia (Beastie Boys, Beck) in L.A., doch das Album klingt nicht danach, als hätte die Band (jawohl, denn Laptop-Frickler wollen sie nicht sein) dabei sonderlich viel Beachvolleyball gespielt oder Sahneeis geschleckt Sprudelte ihr Debüt „604“ bei aller Coolness doch wie eine bizzelnde Brausetablette, entwickelt „Light & Magic“ eine eher dunkle, mitunter gruslige Atmosphäre. Keinesfalls unangenehm jedoch. Hat da wer unter der Bettdecke Joy Division gehört? Nachdemman alle Kraftwerk-, Human League- und Moroder-Platten durch hatte, klar.
Dennoch fluppern die Synthies dieses Mal bei allem Mr. Freeze-Appeal organischer und glatter. Und Hurra, es gibt auch ein neues „Playgirl“: Die fantastische Schülerinnenhymne „Seventeen“, bestehend aus einem schnarrigen Beat mit dem behaglichen Brummen eines nächstens implodierenden Kühlschranks und der beharrlich wiederholten Textzeile „They only want you when you’re 17/ When you’re 21/ You’re no fun.“ Man mochte es sich in Kreuzstich übers Bett hängen. Helena Marnie singt das gewohnt natreenhaft, später auch leicht atemlos von Plastikstühlen mit viel Freizeit, während Kollegin Mira Aroyo wieder toll hoffnungslos klingt, als würde sie in einer verratzten Bukarester U-Bahnstation Gleisdurchsagen vornehmen – großartig ihr bulgarischer Rap in „NuHorizons“.
Sehr smart und sehr modern das alles. Leider fusselt „Light & Magic“ gegen Ende immer mal wieder etwas aus, verschwimmen die einzelnen Lieder zu einer dann doch etwas nicht sehr aufregenden Flächeimmerhin aber ist diese stellenweise Langeweile wahnsinnig schick aufpoliert.