lan Broudie – Tales ToId

Ob denn der alte Riley noch lebt? Ja, er lebt noch, aber er hat dem Pop-Pop seiner Lightning Seeds abgeschworen. Der so üppige wie elegante Breitwand-Sound ist fürs Erste passe, der schmissige Stadion-Roar der „Three Lions“ verklungen. Kaum noch zu glauben, dass das tolle Jollification“ 1994 neben Rock-Werken von Acts wie Oasis, Blur und Supergrass für einen Brit-Award nominiert war.

Ian aus der Penny Lane in Liverpool hat für sein neues Album das alte Trademark in Ruhestand geschickt und unter eigenem Namen ein transluzentes Album auf akustischer Basis geschaffen. Viel Johnny Cash gehört habe er vorher und Nick Drake. Darum: kein Brimborium diesmal. „Musik kann manchmal so unberührbar und zynisch sein, da wollte ich mal etwas völlig anderes machen“, sagt er. Die Musiker von The Coral und The Zutons, denen er am Pult feine Debüts gepegelt hatte, halfen Broudie im Studio. Wie eine kleine Familie seien sie gewesen, meinte er danach. Und zusammen glückte ihnen ein feiner Halbstünder mit Fiddle und friedlichem Wohlklang, mit Banjo und behutsamen Grooves, mit Akkordeon und anmutiger Waterboys-Seligkeit. Wie ein britischer Strandjunge surft er schwungvoll über den Mersey River („Got No Plans“).

Kein Plan? Natürlich betrachtet der Songwriter in seinen Liedern die Zeitläufe mit der gebotenen ironischen Distanz. „Tomorrow brings the sun“, verspricht er und gesteht dann: „I kissed the world with fingers crossed“ („Song For No One“). Der Ex-Freundin (oder doch dem Stalker?) schleudert er dafür ein bitterböses „You’re no friend of mine, you wasted my time“ entgegen. Da denkt man nicht zweimal, das ist all right, das meint der Dylan-Fan Broudie äußerst ernst, und er lässt dazu noch einen bassigen Ethno-Beat schwabbeln („Always Knocking“).

In 30 Minuten plus hat Broudie seine Stories erzählt. Zurückgelehnt und oft verschmitzt. Meist charmant, manchmal skizzenhaft, niemals angestrengt. Fast kein Ton zu viel pur. Dass er seiner letzten Nummer einen ja doch entbehrlichen Appendix antat, egal. Er ist nicht scharf auf unseren Applaus und greift nie prätenziös nach den Sternen. Und dafür ist eine knappe Handvoll nur wohlverdient.

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