LEANN RIMES – YOU LIGHT UP MY LIFE :: Curb/Intercord

LeAnn Rimes läuft in den USA unter Country. Viel besagen will das nicht in einem Land, das Mariah Carey in den Rhythm & Blues-Charts fuhrt und die Bee Gees mit einem Platz in der Rock’n’Roll Hall Of Fame ehrt. Jedes Produkt braucht halt eine Schublade, und der Zweck heiligt alle Mittel. Und Boy, hier wird geheiligt, was das Zeug hält. Niemand, nicht einmal Garth Brooks, schifft derzeit mehr Einheiten, wie man im Land der Tapferen und Freien zu sagen pflegt, niemand läßt die Kassen derart süß klingeln wie LeAnn Rimes.

Ganze 13 Jahre ist sie alt, sieht aus wie reife 25 und singt wie 35. Wer Celine Dion für das Nonplusultra seelenloser Vokalakrobatik gehalten hat, für die personifizierte Plastik-Diva, hat Miss Rimes noch nicht erlebt Dieses Beben in der kraftvollen Stimme, dieses Emphase verheißende Pressen, die akkurate Verletzlichkeit beim perfekt getimten Aushauchen, all das ist sauber und gekonnt.

Zwei Tugenden, die auch in der hiesigen Country-Szene hoch im Kurs stehen. Der Beifall des Studio-Publikums einer MDR-Country-Show will gar nicht enden nach einem Rimes-Clip, und der einheimische „Trucker“, der sich „Johnny“ nennt, urteilt sächselnd: „Een läcker Meedschen.“ Auch die anderen Helden der Landstraße in ihren viel zu knappen XXL-Truck Stop-T-Shirts stimmen ein. „Die kann wat“, tönt es aus der fröhlichen Runde, „Sauba!“ und „Läcka!“. Ist Thüringen das deutsche Tennessee? Nein, Nashville ist nur überall. Dabei entstand „You Light Up My Life“ in Texas, wo auch LeAnns Fanclub zu Hause ist ($ 15 Jahresbeitrag an 6060 N.Central, Dallas, TX. 75206 dafür gibt es ein Photo, einen Ausweis und Merchandise-Angebote, schöne Sache). Untertitelt ist das Album „Inspirational Songs“. Der Terminus „Inspirational“ ist Copyrightgeschützt und steht für christliche Propaganda, pardon, Seelsorge. LeAnn singt nicht nur ergreifend, sie ergreift auch Partei. Für Jesus. Nur für ihn trägt sie den Ring auf dem Cover-Portrait, der doch aussieht wie ein wedding band, wie Tausende entrüsteter Rimes-Fans postalisch moniert hatten. Na dann, alles wieder im Lot.

Praise the Lord.

Evangelistisch legt sich LeAnn in das einschlägige Liedgut von „Ten Thousand Angels Cried“ bis zu „Clinging To A Saving Hand“. „Amazing Grace“ darf ebensowenig fehlen wie „Bridge Over Troubled Water“, und weil der rechte Glauben natürlich Hand in Hand geht mit einem gesunden Nationalstolz, schmettert die junge Patriotin dazwischen „God Bless America“, das sich im Fadeout, na klar, auch noch zum „Star Spangled Banner“ aufschwingt. Hallelujah.

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