Leinwand

Sean Connery wird als Pulitzer-Preisträger William Forrester vom literarisch begabten Basketball-Stipendanten Jamal (Rob Brown) in seinem Eremitendasein aufgestöbert, bringt jenem die Feinheiten des Schreibens bei und erfährt selbst neuen Lebensmut. Das hört sich kitschig an und erinnert gerade beim Schluss an „Der Duft der Frauen“. Doch Gus Van Sant ist eher ein spröder Porträtist. Wie zuletzt Steven Soderbergh in „Erin Brokovich“ und Don Roos bei „Bounce“ versucht er sich mit FORRESTER -GEFUNDEN! (Start 1.3.) an einem neuen Mainstream-Kino, das nicht am Pathos der Geschichte scheitern muss. Der silberhaarige, schrullige Schriftsteller schaut durch das Eckfenster eines abrissfälligen Mietshauses in der South Bronx wie von einem Elfenbeinturm auf das Basketballfeld herunter, von wo aus der schwarze Junge Jamal über die Feuerleiter in das muffige, bibliothekarische Refugium eindringt. So werden umsichtig und warmherzig ein elitäres Bildungssystem entmystifiziert und weiße Vorurteile abgewatscht. 3,5 So politisch korrekt wie möglich wollte Sally Potter eine Liebe IN STURMISCHEN ZEITEN (Start 1.3.) erzählen, allerdings ist ihr das Melodram dann zu einem klischeehaften Metaphernspiel geraten. Christina Ricci spielt Suzie, ein jüdisch-orthodoxes Waisenmädchen aus Russland, das als Sängerin und Tänzerin in ein Pariser Variete kommt, und in Riccis unschuldigen großen Pupillen soll sich die verlorene Unschuld der Nazi-Ära spiegeln, während der allzu viele weggeschaut haben. Johnny Depp gibt als Symbol der Freiheit einen Zigeuner auf einem Schimmel und schenkt Suzie feurige Gefühle. Der Leidenschaft dieser Holocaust-Opfer steht die Zweckbeziehung der blonden Cate Blanchet gegenüber, die mit John Turturro als arrogantem Opernsänger aus Italien kopuliert, der wiederum wie Mussolini mit den deutschen Besatzern kollaboriert. Platte Allegorien zwischen sentimentaler Folklore und kunstbeflissenen Bildern. 2,0 Für Verführung, Heuchelei und Mittäterschaft während der Mussolini-Diktatur steht auch DER ZAUBER VON MALENA (Start 8.3.), der zugleich von einer tragikomischen Initiation erzählt. Die anmutige Malena (Monica Befluci) gilt den Männern eines Dorfes als „schönster Hintern von Sizilien“, weshalb die Frauen das Mädchen mißtrauisch und eifersüchtig mustern. Als Malenas Mann in den Krieg muss und dann für tot erklärt wird, steigern sich obzöne Phantasien und hasserfüllter Tratsch für Malena zu einem demütigenden, lebensbedrohlichen Spießrutenlauf. Nur der pubertierende, ständig onanierende Renato (Giuseppe Sulfaro) empfindet für sie die reine Liebe und fleht Gott an, sie vor dem Dorf zu beschützen. Aus der romantischen Perspektive des hilf losen Jungen entfaltet nicht nur Malena ihren Zauber, sondern auch Giuseppe Tornatores erlesen fotografiertes Melodram. Wie in seinem Meisterwerk „Cinema Paradiso“ oder „Der Mann, der die Sterne macht“ huldigt er damit wieder der wunderbaren Einbildungskraft des Kinos. 3,0 Obwohl RUSHMORE (Start 8.3.) in Amerika von Kritikern als Geheimtipp bejubelt worden ist, blieb Wes Andersons hinreißende Komödie hier zu Lande durch verfehlte Verleihpolitik gut zwei Jahre im Archiv. Jason Schwartzman, der Sohn von Talia Shire und Francis Ford Coppola, gibt sein famoses Schauspieldebüt als selbstverliebter Streber und bebrillter Zahnspangenträger Max, der schlechte Noten mit energischem Engagement in diversen Arbeitskreisen ausgleichen will und sich in eine wesentlich ältere Lehrerin verliebt wobei er mit seinem väterlichen Freund, dem Stahlbaron Herman Blume (Bill Murray), konkurriert. Bissigbrillante Dialoge und Situationskomik zwischen „Die Reifeprüfung“ und „Harold und Maude“ und mit Murray in der Höchstform von „Und täglich grüsst das Murmeltier“. 4,5 Guy Ritchies Gangsterkomödie „Bube, Dame, König, Gras“ war vor zwei Jahren eine köstliche Überraschung. Nun ist der Brite Mr. Madonna, was seinem zweiten Film eine zusätzliche, jedoch nicht ungerechtfertigte Beachtung verschaffte. Ähnlich turbulent und schräg angelegt, ist ihm mit SNATCH – SCHWEINE UND DIAMANTEN (Start 22.3.) wiedereine kleine Virtuosität aus makabren Gags, rasanten und raffinierten Schnitten sowie lakonischen bis durchgeknallten Typen im Raub- und Boxmilieu gelungen. Die vertrackte Story um einen Riesendiamanten, der mehrmals den Besitzer wechselt, ist irrwitzig, kaum nachzuerzählen und wartet mit einem glänzenden Brad Pitt in einer Ensemblerolle als schlagkräftiger irischer Stur- und Saufkopf auf. 4,0 THIRTEEN DAYS (Start 22.3.) erzählt von der Kubakrise im Oktober 1962 mit einer filmischen und dokumentarischen Präzision und Spannung, die man vom Konfektions-Regisseur Roger Donaldson („Cocktail“, „Species“) nicht erwartet hätte. Denn spannend sind nicht nurdie tollkühnen Aktionen von US-Spionageflugzeugen, sondern auch Stabsbesprechungen und interne Gespräche und Abwägungen zwischen John F. Kennedy (Bruce Green wood) und seinem Bruder Robert (Steve Culp) aufbereitet. Und Kevin Costner spielt seine beste Rolle seit langem: Nicht als Held, sondern als Berater und Beobachter im Hintergrund. 4,0

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