Lemonheads – It’s A Shame About Ray :: Evan Dandos melodieseliges Album von 1992 wurde um Akustik-Demos der Songs und die Filmaufnahmen „Two Weeks in Australia“ (auf einer DVD) ergänzt

Es war das Paradies für Slacker, das sich Evan Dando im Sommer 1991 bot, als er Australien bereiste. Dank der Cover-Version von „Luka“ waren die Lemonheads mit ihrer vierten Platte ein bisschen berühmt geworden, man sprach von „Grunge“ und „Alternative Rock“, und der ziellose Schlunz Dando hatte plötzlich eine Aufgabe zu erfüllen. Er tat es auf seine Weise: Man hing in australischen Städten herum, trat in Plattenläden auf, ging an den Strand, schrieb neue Songs. Daraus entstand „It’s A Shame About Ray“, eine der besten Platten von 1992 — und die beste von Evan Dando.

Und doch ist alles privat auf dem Album-jeder Name, jeder Moment, jedes Erlebnis ist beglaubigt, die Akteure schrieben oder spielten mit. Es ist ein herzallerliebstes Album voller Sonne, Sehnsucht, Liebeskummer und gutem Humor. Und es ist eine Hedonismus-Platte voller Egozentrik, Drogen, Faulheit und Eskapismus. Dando lernte die Aushilfs-Bassistin von Smudge kennen und schrieb „Alison Starting To Happen“ – das sind zwei Anspielungen auf Elvis Costello, und die dritte ist, dass der Song auch so klingt. Nicht das einzige Stück hier, das den frühen Costello belehnt und Jen reifen von „King Of America“ — „Frank Mills“ vor allem. Der andere Säulenheilige ist natürlich Gram Parsons, den Dando in Australien auf dem T-Shirt trug. Die Aufnahmen von „Two Weeks In Australia“ (auf der DVD) zeigen das leichte Leben, dienten — wie „It’s A Shame About Ray“ und die Bootsfahrt mit „Mrs. Robinson“ später als Musikvideos. Man sieht Dando in einem Plattenladen, er singt „Ride With Me“ zur akustischen Gitarre, und die Videokamera schwenkt zu den paar Mädchen, die zuhören: mit Tränen in den Augen, wie paralysiert. Der bildschöne Schlaks war auch ein großer Romantiker, der mit gebrochener Stimme seinen Country-Pop-Schmelz verströmte.

Später spielte Dando diese Lieder bei Konzerten allein und auch bei den hier erstmals veröffentlichten Demos gewinnt man oft den Eindruck, dass Dando ganz bei sich war und die Stücke ihre eigentliche Form bekamen. Das heitere Gelärme mit Juliana Hatfield und David Ryan, insbesondere die kregle „Mrs. Robinson“ täuschten über den dunklen Kern dieser Musik hinweg. Schon die nächste Platte, „Conie On Feel“, verwies auf einen neurotischen Tagedieb, der zwischen Alkohol, Ecstasy und Kokain auf seine Superstar-Tournee ging, die er mit Eskapaden verschwendete. Seine Hommage an den verlorenen Gram Parsons, „Big Gay Heart“, wurde zum verzweifelten Selbstporträt. Und nach der zerrissenen, nur sporadisch gelungenen Platte „Car Button Cloth“ war seine Karriere 1996 ruiniert.

In den wunderbaren Demo-Fassungen der Songs von „It’s A Shame About Ray“ scheint der Fatalismus schon auf: „Confetti“, „Bit Part“ und „My Drug Buddy“ sind von der elegischen Sonnigkeit einer Dämmerung.

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