Lena Malmborg :: Paris To Berlin

Bluesig dunkel bis heiter: der vielseitige Songzyklus der Schwedin

Mit schwedischem Pop verhält es sich ein wenig so wie mit skandinavischem Design: Alles ist hocheffizient, extrem geschmackvoll und folgt der Devise „Weniger ist mehr“. Diese nordische Klarheit verbindet den Pop von Jens Lekman mit den Disco-Experimenten von Robyn.

Die Sängerin und Songschreiberin Lena Malmborg wirkt da wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen. Schon die Musik der beiden Vorgänger-Alben zehrte von der Kraft des Blues, profitierte von einer warmen Altstimme und einer Qualität, die wir jetzt einfach mal herzlich nennen.

Das neue Album heißt „Paris To Berlin“, weil Lena Malmborg eine Weile davon träumte, in Paris zu leben, stattdessen aber in Berlin endete, wo sie dann das Frühjahr 2010 verbracht hat. Mit dabei: ihr Lebensgefährte Daniel Johansson, der gemeinsame Sohn Olle und Joakim Sveningsson. Daniel und Joakim kennt man in der Popwelt als Köpfe von Friska Viljor, und obwohl Lena Malmborg alle Lieder ihres Albums selbst geschrieben hat, spürt man dennoch eine große Nähe zu dieser mitreißenden Band.

Die besten Songs von „Paris To Berlin“ basieren auf Gospel und Soul. „Killer“, das von einem bizarren Doppelmord in einer schwedischen Kleinstadt erzählt, ist in dieser Hinsicht der Höhepunkt des Albums: „Are you a killer or just a dreamer? The difference is not that great“, lautet die erste Zeile, die als Refrain so hymnisch anschwillt, als befände man sich in einer Kirche des amerikanischen Südens. Die Dunkelheit des Sujets und die Süße der Melodie verbinden sich zu einem ganz und gar außergewöhnlichen Song.

„Paris“ ist da deutlich heiterer, spielt mit den Klischees, hängt der eigenen Sehnsucht nach – zauberhaft verspielt und ganz und gar europäisch. „Berlin“ ist ein Liebeslied an die Stadt, die viele Stücke des Albums inspirierte. Musikalische Einflüsse sucht man hier glücklicherweise vergeblich, das würde schlecht passen zu dieser Sängerin.

Lena Malmborgs drittes Album ist ein leidenschaftliches Tagebuch, ein vielseitig arrangierter Songzyklus, in dem Gefühle eine Hauptrolle spielen. Die Schweden sind nämlich gar nicht so kühl, wie man immer denkt. (Crying Bob/Broken Silence) Jürgen Ziemer

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