Life’s A Show :: Die Schotten erweitern ihren Songwriter-Folk um Hymnen
Schon das Longplay-Debüt von Martin and James war erfreulich: Das Duo aus Schottland spielte seinen Songwriter-Folk mit akustischen Sounds und einem freundlichen Americana-Gefühl. Das hört man auch auf diesem zweiten Werk, das unter der Leitung von Tobias Kuhn (früher Miles und Monta, dann Produzent bzw. musikalischer Leiter u. a. für Udo Lindenberg, Tomte und Thees Uhlmann) in Berlin und Los Angeles entstand. Doch Martin and James ziehen zusätzliche Ebenen in ihr Songwriter-Folk-Haus ein, vergrößern ihren nun sehr klaren, sehr präzisen Sound an geeigneter Stelle und singen hymnische Chöre. Etwa beim unwiderstehlichen „Mathilda“, das ein Hit sein muss, sonst stimmt etwas nicht mit dem Radio. Bei „You’ll Be Gone, I’ll Be Here“ erkennt man erst den Kern der Musik von Martin (Kelly) und James (O’Neill) – leises Gitarrenzupfen und zarte Gesänge wie von Simon & Garfunkel oder den Everly Brothers -, doch im hymnisch summenden Chorus macht das Lied weit auf.
Die Balance aus Songwriter-Folk und Akustik-Pop ist eine Stärke dieses Albums, oder soll man sagen: Dass unter den Arrangements immer ein gut geschriebenes, gut gespieltes und gut gesungenes Lied steckt, das ist sehr schön. Vorschlag für den besten Moment: „I Know A Girl“, dessen Verschwiegenheit anrührend ist. Oder das flehende, mit Mandoline und Perkussion arrangierte „Don’t Let It Go“, bei dem man doch vielleicht etwas von der Glasgower Herkunft der beiden Musiker hören kann: O’Neills Vater spielte einst bei den Silencers, Weggefährten von Bands wie Del Amitri und Big Country. Gute Verwandtschaft.
(Universal) JÖRN SCHLÜTER
Ty Segall