Lloyd Cole- Etc Plastic Wood

Er hatte es gewusst. „I tried to rock, but I failed“, sang Cole im schönsten Stück von „The Negatives“. Das erschien nach einer fünf Jahre währenden Pause, und keiner fragte, was denn Cole so mache. Vorher machte er meistens halb gute Platten – im Unterschied zu der einen sehr guten, „Rattlesnakes“. Manche mochten „Love Songs“, manche mochten aber auch „Bad Vibes“. Über seinen Grübeleien wurde Cole wieder zum Amateur. Hätte er bloß rocken können.

Der Folkie. Mit Richard Quine, Fred Maher und Matthew Sweet hatte es nicht mehr funktioniert, mit den Negatives ging es wieder sehr ordentlich. „Etc“ ist die Vforstufe, das Gepinsel zu „The Negatives“ – es umfasst die verlorenen fünf Jahre. Deshalb klingen die Songs nicht wie aus einem Guss, aber einzeln doch sehr schlüssig: wie Folk und (wenn man sie öfter hört) wie Pop. Und eigentlich sind es die besten Cole-Songs seit „Don’t Get Wird On Me, Babe“. Aber ohne Prätention, ohne Orchester, ohne Aplomb. ,“etc“ ist eine beiläufige Platte mit kleinen Instrumentals wie „Sunburst“, die ja eher auf ein Konzept-Album gehören. Oder auf das Gegenteil von Konzept-Album. „Plastic Wood“, ebenfalls in den bleiernen Jahren erstanden, enthält nur noch Instrumentalstücke. Die sind gar nicht verschroben, hätten Cole aber doch bei jeder an Gewinn orientierten Firma diskreditiert. Um so schöner, dass diese beinahe jenseitigen, unvermutet trancigen und vollkommen ruhigen Stücke nun noch Liebhaber fanden. Irre Platte.

Cole singt auf „etc“ auch „You’re A Big Girl Now“, das einzige etwas süßliche Stück von „Blood On The Tracks“. Da sah er sich bestimmt als so verlassen und desillusioniert wie Dylan damals, als harten Burschen. Ist er aber gar nicht. Cole rechnet nicht ab, Cole erinnert sich in jedem verdammten Liebes- und Abschiedslied dieser Tage am Meer, am See, in einer Londoner Wohnung, in Amsterdam, am Arsch der Welt Niemals zerstört er etwas. Bei Cole ist alles in Melancholie aufgehoben. „Time is a jet plane that moves too fast..“ Die Slide Guitar umhüllt sogar „cork screw in your heart“.

Aber das ist so nett. So tröstlich.

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