Lo-Fidelity Allstars – How To Operate With A Blown Mind :: SKINT/SONY MUSIC

Gut 15 Jahre nach „Blue Monday“, 10 Jahre nach Acid House: England schwoft immer noch, on top ofthe world. Gerne wird auch best ofboth worlds – getanzt und gerockt, gleichzeitig. Zwischendurch wurde der Rave erfunden, und die Happy Mondays sorgten für Aufruhr im Königreich. Pop Will Eat Itself entdeckten Hip-Hop. Primal Scream entdeckten Dub. Wir entdeckten Flowered Up und die Paris Angels.

Zuletzt gab es Big Beat, die Che-mical Brothers und die Propellerheads. Nun gibt es Lo-Fidelity Allstars. Die hören auf ganz komische Namen, so als wären sie die weiße Pubrock-Antwort auf den Wu-Tang Clan: Wrekked Train, The Slammer, Albino Priest The Sheriff John Stone, The Many Tentades und The One Man Crowd Called Gentile (Gentile: großer italienischer Abwehrrecke). Managen tut The Bison. Schon mal nicht ihr Fan ist The Pixie Woman: Kim Deal verbot kurzerhand das Breeders-Sample aus „Cannonball“ auf der Single „Disco Machine Gun“ und befand, daß der Titel zu ähnlich klänge. Doch auch als „Blisters On My Brain“ funktioniert es: Fall-mäßiges Geraune und Donna-Summer-auf-Speed-Beats konnte Kim nicht verhindern, und so bleibt das Stück eines der besten auf dem Album – neben der neuen Club-Hymne „Vision Incision“, die auf eine Stufe zu stellen ist mit „Voodoo Ray“, „Born Slippy“ und „Pacific State“, und dem Titeltrack (da wird Portishead gezeigt, was eine Harke ist Bristol? Brighton!). Afrika Bambaataa wiederum hatte kein Problem: „Planet Rock“, der Bectro-Klopfer schlechthin, dient als Grundlage für „Kool Rok Bass“. Kraftwerk können sich auch nicht beschweren – sie werden hier nur als Inspirationsquelle heraufbeschworen.

Außerdem würden die Lo-Fis (wie wir so unter uns sagen) auf jeden Fall mit folgenden Kollegen im Pub die Ecke teilen (oder ein Sixpack „Tennents Super“ vor der Tür): den Stone Roses, den Happy Mondays, gäbe es sie noch, Bootsy Collins, Jason Pierce (gern in seinem Spacemen 3-Vorleben). Best of both worlds: Detroit Techno, New York Electro, Seventies Soul, Old School HipHop kungeln mit Inselaffen-House, Punk, Old School New Wave. So ist das mit Leuten, deren erstes Konzert im Leben ein Def Jam-Package war und nicht etwa Police oder Barclay James Harvest Unterm Strich aber, im Grunde genommen ist’s, ahm, „nur“ Rock’n’Roll Respektive Decks and Drums and Rock’n’Roll. „Eine Rock’n’Roll-Band, die zufallig Dance macht“, charakterisiert der Label-Beauftragte Damian Harris. Und seine Allstars sind mehr Rock als Massive Attack ’98, cooler als die Chemical Nerds, grooviger als Black Grape und englischer als alle zusammen.

„Look what I’ve found/On a brand new journey into sound.“ Okay, „brand new“ gibt’s nicht mehr in diesen Zeiten, aber nichts für ungut: Das hier sind die Groove-Gauner, auf die man sich dieses Jahr einigen wird.

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