Loose Fur – Loose Fur :: Domino
Von Jim O’Rourke heißt es, er habe am 11. September 2001 in einem Downtown-Studio tief und fest geschlafen, als nur wenige Blocks entfernt das World Trade Center zusammenstürzte. Eigentlich kein Wunder: Der Mann ist seit zwei Jahren ein festes Mitglied von Sonic Youth, veröffentlicht regelmäßig eigene Alben, zwischen abstraktem Folk und fortgeschrittener Elektronik und auch als Produzent von Bands wie Stereolab oder Faust hat sich der Tausendsassa verdient gemacht. Bei einem solchen Arbeitspensum schläft vermutlich jeder wie ein Stein.
Zusammen mit Jeff Tweedy und Glenn Kotehe von Wilco leistet sich O’Rourke seit einiger Zeit das Hobby Loose Für. Das Projekt entstand noch vor der Zusammenarbeit an Wilcos „Yinkee Hotel Foxtrot“ und auch vor der Mitarbeit von Tweedy und Kotehe an O’Rourkes Album „Insignificance“.
Loose Für erlebten ihre Premiere im Jahr 2000, auf dem Noise Pop Festival in Chicago. Schon bald darauf entstanden auch die sechs, auf unterschiedlichste Art exzellenten Stücke ihres Debütalbums: „Laminated Cat“, der erste Song der Platte, verbindet Koches minimalistisches Getrommel mit unruhig knisternden Elektronikklängen und Tweedys erdigem Gitarrenspiel. Das klingt fast wie eine Neuauflage von Velvet Underground – monoton, treibend, auf der Suche nach Neuem, ohne dabei Bewährtes über Bord zu werfen. „Elegant Transaction“ dagegen lässt die akustischen Gitarren so entspannt und folkloristisch perlen, wie man das von O’Rourkes letzten Solo-Platten kennt. „So Long“ ist der heimliche Hit des Albums: Eine atonal kratzende Gitarre, die entfernt an Sonic Youth erinnert, und zu dem wunderschön sehnsüchtigen Refrain fuhrt: „Takes so long to go on/ To take on by yourself.“
Loose Für wurzeln im Folk-Rock, wissen aber auch um Abstraktion und die Möglichkeiten des digitalen Klangs. Wie März und die Künstler des Karaoke Kalk-Labels sucht das amerikanische Trio nach der Zukunft des Songs. Keine leichte Sache, aber ein Stück weiter sind sie mit dieser Platte schon gekommen.