Lou Rhodes – One Good Thing
Was war das für ein wundervolles Debütalbum, mit dem Lou Rhodes uns nach dem Ende von Lamb 2006 überraschte. Eben noch die elektrische Muse, erfand sich die Sängerin auf „Beloved One“ mit akustischen Gitarren, Ethno-Percussion und einer betörenden Waldmusik neu. Auf dem zweiten Album, „Bloom“ von 2007, wurden die Arrangements dann mit voluminösen Trommeln etwas zu groß, zudem litt das Songwriting.
Wohin von dort, Lou Rhodes? In die Stille. Im Studio von Lamb-Kollege Andy Barlow nahm die Sängerin aus Surrey, England, ein Album nach der Art von Nick Drakes „Five Leaves Left“ auf. Um die akustische Gitarre und den Gesang gruppieren sich üppige Streicher und nur gelegentlich dezente Overdubs. Bei dem zauberhaften „The More I Run“ lautmalert Rhodes im Hintergrund wie manchmal Sarah McLachlan, bei dem bluesig dramatischen „Circles“ macht eine Slide-Gitarre unheilvolle Geräusche. Mehr braucht es nicht. Viel Platz also für diese ungewöhnliche Stimme, die jeden Raum füllen kann. Rhodes kehrt ihr Innerstes nach außen, singt mit großem Ernst vom plötzlichen Tod der Schwester („Janey“) und ganz generell vom kleinen Glück in einer unglücklichen Welt.
Sie erreicht ihr Ziel: Auf „One Good Thing“ sind Lieder für die Dämmerung, kleine Kathedralen des Schweigens. Wohl braucht man eine Weile, bis man diese Lieder unterscheidet und emotional codiert, und manches ist eher tiefes Gefühl als überzeugende Komposition. Doch sehen wir davon ab; Lou Rhodes ist eine famose Sängerin, ihre Musik immer ein Ereignis.