Loudon Wainwright – So Damn Happy :: Sanctuary
Man sagt so was ja nur ungern, aber mir ist Loudon Wainwright III jahrelang nicht weiter aufgefallen. Das Erweckungserlebnis war schließlich „One Man Guy“, gesungen von seinem nicht minder talentierten Sohn Rufus. Und wie das ist, wenn man einen neuen Songschreiber entdeckt, der schon seit vielen Jahren dabei ist, verlässt man Plattenläden danach nicht nur mit leeren Taschen und vollen Plastiktüten, sondern es erschließt sich einem eine völlig neue (Gefühls-)Welt. Bei Wainwright liegt diese irgendwo zwischen schreiend komischer Ironie, Pathos und Sentimentalität, die in einer tapsigen Wut über menschliche Unzulänglichkeiten und alles, was so schieflaufen kann im Leben, gipfelt.
Am schönsten sind Wainwrights Songs, wenn er sie allein zur Akustischen vorträgt, denn dann hat er alle Freiheiten, die er braucht, kann ganz in den Songs aufgehen und Kommentare einbauen, wann immer ihm danach ist. Den ganzen Wainwright kriegt man daher wohl nur live.
„5b Damn Happy“, eine Sammlung von relativ aktuellen Live-Aufnahmen, ist sowohl für Einsteiger und auch Fans (es gibt fünf neue Stücke) ein Fest. Die Songauswahl beschränkt sich größtenteils auf die 90er Jahre, in denen Wainwright einige seiner schönsten Songs überhaupt schrieb. Allen voran „The Picture“, eine zum Heulen schöne Meditation über eine Fotografie, die ihn und seine Schwester als Kinder zeigt, und der alltägliche Beziehungsterror „4×10“.
Begleitet wind Wainwright vom Freund David Mansfield an Fiddle, Mandoline und Gitarre, zwei alte Freunde haben Gastauftritte: Van Dyke Parks am Klavier bei „Dreaming“ und Richard Thompson an der Gitarre auf „The Home Search“.
Die neuen Stücke sind, wie man so sagt, a mixed bag: Auf der Habenseite stehen aufjeden Fall das Duett mit Tochter Martha Wainwright, „You Never Phone“, und der pointierte Opener „Much Better Bets“. „The Sh*t Song“, ein Song über Wainwrights Lieblingsthema, das Altern, hat seine Momente, ist aber ein bisschen albern geraten, „Something For Nothing“, eine Auslassung über den Download von Musik, ein toptcal song, den man liest wie eine Zeitung und beim nächsten Hören überspringt (im Gegensatz zum wundervollen „Tonya’s Twiris“ aus dem selben Genre). „Heaven“ ist harmlos, aber rührend.
Live macht Wainwright, der nicht nur als Songschreiber, sondern auch als Sänger eine Klasse für sich ist, aus fast jedem Song ein anrührendes Stück Musik. „Men now how to drown“, singt er beim letzten Stück „Men“, doch Loudon Wainwright weiß auch, wie man wieder auftaucht.