Low :: You May Need A Murderer

Es ist ein sonderbar anheimelnder und unheimlicher Film, den David Kleijwegt für das niederländische Fernsehen drehte. Der Regisseur begleitete das Ehepaar Alan Sparhawk und Mimi Parker, die mit einem Freund das Trio Low bilden, bei ihren Reisen durch den Mittelwesten der USA, in ihrem Haus in Duluth, Minnesota, beim Kirchgang mit ihren beiden Kindern. Die beunruhigend ruhige, feierliche Musik von Low ertönt aus dem Off oder beim Konzert, amorphe winterliche Straßen und Landschaften (und immer wieder Flaggen) huschen vorüber, manchmal sitzt Sparhawk im Hinterhof oder an einem See. Die beiden Musiker sind gläubige Mormonen und in der städtischen Gemeinde aktiv, ihre Amerika-Kritik wirkt zunächst nicht ungewöhnlich, aber Sparhawks Apokalyptik und seine kühne Gottes-Konstruktion (daher der Titel „You May Need A Murderer“) sind befremdlich nah an der Spintisiererei: In diesem Land glaube niemand mehr an Gott, alles andere sei gelogen. In seiner Vorstellung sah er Amerika in Trümmern, heimgesucht von einer endzeitlichen Katastrophe. So erkennt man in dem Jedermann einen düsteren Frömmler, in der Klage über den Niedergang der Gemeinschaft auch den sektenhaften Furor der Tugendhaften. Fast macht es frösteln, wenn dann Mimi Parkers hohe, reine Stimme erklingt.

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