Lullaby For The Working Class – Blanket Warm und Fuck – Baby Loves A Funny Bunny :: Ryko / RTD , Normal / Indigo
LULLABY FOR THE WORKING CLASS ILÄNKET W1IM Ryko/RTD 3,0 FUCK IÄIY LOVES 1 FDNNY IUNNY Normal/Indigo Die amerikanischen Bands bekommen immer komischere Namen, und auch bei den Albumtiteln wollen alle den Preis fürs Obskure gewinnen. Seit von „Independent“ nicht mehr gesprochen werden darf (und hoffentlich bald nicht mehr von „Alternative“), „Home-Recording“ sowie „Lo-Fi“ antiquierter wirken als beispielsweise „Disco“, mangelt es den amerikanischen Heimwerkern,Kleinkünstlern, Provinzgenies und Wirrkünstlern an einer Plattform. Die ersten Firmen, die in Deutschland das Unverkäufliche vertreiben, schließen bereits. Während die Industrie nur noch darum kämpft, den Hit-Schmarren wie die Überraschungseier im Supermarkt gleich neben der Computerkasse zu postieren. Der Trend geht zum Bäcker, zur Tankstelle, zum Kaufhaus: mehr Kassen und verläßlich dieselbe Konsensware! Zwei Ensembles, die es nicht an die Kasse schaffen werden (aber vielleicht doch ins Regal!): Zunächst die Debütanten Lullaby For The Working Qass, deren Name ihnen schon die Zukunft verbaut, Lambchop-Adepten und womöglich die einzige Band aus Nebraska. Genialische junge Männer in Anzügen um den Multi-Spieler Mike Mogis und den Sänger und Gitarristen Ted Stevens, die anders als der Brummelvirtuose Kurt Wagner den Sound schwebend und offen gestalten (mit Swing!) und darin dem Penguin Caß Orchestra näher sind als den Countryisten. Breite Streicher- und Mandolinen-Prospekte, gefiihliger Gesang, gar ein Glockenspiel, Jazz-Besen, elegische Bläser. Kammermusik mit überfallartigen Aufbrüchen ins Exzessive, nach denen Lullaby For The Working Qass verläßlich wieder im wüsten Kaffeehaus niedergehen. Ironie und Sinnlichkeit paaren sich in diesen Schlafliedern. Da Will „Palace“ Oldham beständig abstrakter und minimalistischer wird, haben wir hier eine unschlagbar üppige Lieblingsplatte für den Herbst. Sie hält das „Blanket Warm“. Das Cover zeigt übrigens die typische Lage des Hörers (und Rezensenten), zur Rezeption empfohlen. Durchgeknallter noch, mit ähnlichen Referenzen: die Kalifornier Fuck. Böser Band-Name, der natürlich die Zukunft verbaut. Aber fuck i’ft Die Rätselhaften sind betörende Bastler, deren Werk „Pretty… Stow“ gerade eben in einer Pappschachtel mit allerlei Kinderparty-Schickschnack über uns kam. Nun eine vergrößerte Streichholzzettel-Aufmachung für „Baby Loves A Funny Bunny“, täuschend echt, supergut! Man freut sich ja manchmal über solche Sperenzchen. Natürlich ist das alles nichts Besonderes. Aber es scheint, daß verschiedene Schulen der Vergangenheit nun Früchte tragen: die Sonic Youth-Tradition ebenso wie die der Souled American, Swell, Sebadoh, Palace, Pavement, Codeine. Die gefährlich Ruhigen kommen, die Manischen. Arne Willander