LUX :: Klangtropfen-Meditation: Enos Rückkehr zum Ambient
Als 1978 „Music For Airports“ erschien, wurde sehr ernsthaft über die Frage gestritten, ob dies überhaupt noch Musik sei – oder vielleicht doch eher Möbel zum Hören. Das Stigma einer funktionalen Musik ist Ambient bis heute nicht losgeworden. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht nötig. Diese Musik möchte keine Geschichten erzählen, will nicht beeindrucken mit Virtuosität oder Radikalität. Sie ist ein purer Luxus, der keinem definierten Zweck dient, ist flüchtig wie ein Duft.
Die in vier Stücke unterteilte, 75-minütige Komposition „LUX“ klingt, als würde man ein Blatt dabei beobachten, wie es während eines sanften Regens sehr langsam zu Boden segelt. Töne schwellen an und ab, Schwingungen hallen nach. Das wirkt so entspannend wie „Bloom“, die im Übrigen sehr empfehlenswerte iPhone-App, die Brian Eno zusammen mit Peter Chilvers entwickelt hat. Nur dass die App noch eine optische Komponente beinhaltet, die dem Album fehlt.
Natürlich steht „LUX“ in der Tradition von kompromisslos zarten Ambient-Werken wie „Music For Airports“, „Neroli“ oder „Thursday Afternoon“. Dass das Stück aus einer Klang-Installation entwickelt wurde, die derzeit im Palast von Venaria in Turin zu sehen ist, passt zum Geschäftssinn des Künstlers, der das Audio-Branding für Windows 95 ebenso zuverlässig besorgte wie die Abwicklung der Mega-Produktionen von Superstars wie U2 oder Coldplay.
Man muss „LUX“ nicht mögen, aber die ungreifbare Sanftheit dieser Klänge macht einen klaren, ruhigen Kopf. Und das ist wohl der Zweck dieser homöopathischen Anwendung von Musik. Bleibt die Frage: War dieses Album, fast 35 Jahre nach „Music For Films“, wirklich notwendig? (Warp/Rough Trade) Jürgen Ziemer
Chris Smither