Madsen – Labyrinth

Ein holder Knabenchor, ein paar Binsenweisheiten, gesungen über den Trümmern der Jugend, die Frage, wo es nun hingehen soll… Zu Beginn von „Labyrinth“ denkt man, Madsen hätten die Gitarren endgültig in Brand gesteckt, um über ihrer Asche im Stile der Prinzen einen Abgesang auf die Teenage-Angst anzustimmen. Doch nach etwas mehr als zwei Minuten saumseligen Gesäusels wird die Unordnung wieder hergestellt, preschen die Gitarrenriffs nach vorn, und ruckzuck behauptet die Band aus dem Wendland übermütig, wir könnten fliegen, wenn wir nur wollten. Vor einer Bruchlandung warnt sie nicht.

Das vierte Studioalbum des Quartetts strotzt nur so vor Melodien und Texten, die die Welt umarmen wollen. Zurückhaltenderen Geistern freilich könnte diese Ranschmeißerei rasch unangenehm werden, da die zumeist naiven Botschaften hinlänglich aus Schlagerparaden bekannt sind: „Ganz egal, was auch geschieht/ Da ist immer irgendjemand, der dich liebt“, heißt es etwa im Titelsong. Das mag für den Moment tröstlich sein, über die Länge eines Albums aber wirkt der juvenile Frohsinn so aufdringlich und trunken wie der Schunkelzwang im Bierzelt. Songs wie „Das muss Liebe sein“ oder „Sieger“ mit ihren Mitgröl-Refrains machen den Sportfreunden Stiller jedenfalls die Lufthoheit über die alternativ angehauchten Stammtische streitig.

Das entsprechende Mobiliar darf man schließlich zum dahingerotzten „Blockade“ zerlegen. Am Hang zur großen Geste, zur Phrasendrescherei, zur Metaphorik aus dem Poesiealbum, zu keimfreiem und stubenreinem Punkrock, der diesen Namen nicht verdient, ändert das nichts mehr.

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