Männer, die auf Ziegen starren/Green Zone :: Start: 4.3./Start: 18.3.
Seit sieben Jahren stehen die US-Truppen in Bagdad. Auch Hollywood kommt an dem Thema nicht mehr vorbei. Und nun darf sogar gelacht werden. In „Männer, die auf Ziegen starren“ reist Lokalreporter Bob (Ewan McGregor) in den Irak, um sich so vor seiner Ex-Frau als echter Kerl zu beweisen. Dort trifft er den Haudegen Lyn (George Clooney). Der sonderliche Typ bezeichnet sich als Jedi-Krieger und behauptet, er könne mit Blicken töten, Gedanken lesen und durch Wände gehen. Zu Songs von Boston, erklärt er ganz ernst, wurde sich seine übersinnlichen Fähigkeiten am besten entfalten. Bob bleibt skeptisch, vor allem als Lyn beim Zerteilen von Wolken durch Telepathie den Wagen an den einzigen Felsbrocken in der Wüste setzt. Während die beiden von Terroristen entführt werden und in ein Gefecht zwischen Söldnern konkurrierender Sicherheitsfirmen geraten, erzählt Lyn die Geschichte der New Earth Army von Major Bill Django (Jeff Bridges). Der Vietnamveteran gründete Anfang der 8Oer-Jahre eine geheime Spezialeinheit, die Konflikte gewaltlos lösen sollte. Dafür griff der Hippie auf allerlei esoterischen Mumpitz, Mittel der Gruppentherapie, Lockerungstänze, Schamanenrituale und LSD zurück. Bis einer der Gänseblümchen-Kämpfer durch eine Intrige zum Amokläufer wurde.
Regisseur Heslov hat seine Groteske mit trockenem Humor und cleverer Ironie inszeniert. Am Ende ist die Lüge von sauberer Kriegführung und sanften Foltermethoden entlarvt. Und Bob räsoniert zu Fernsehbildern von Bush darüber, wie der Traum einer Nation zerstört wurde.
Politisch direkter und gar nicht witzig ist „Green Zone“. Darin sucht der US-Offizier Miller (Matt Damon) unmittelbar bei der Besetzung des Irak chemische Waffen. Doch der Grund für den Krieg ist nicht zu finden. Miller zweifelt erst die Informationsquelle, dann das ganze Unternehmen an. Für den CIA-Agenten Brown (Brendan Gleeson) soll er daher Al-Rawi, den untergetauchten Stabschef der Republikanischen Garden ausfindig machen. Brown will mit ihm kooperieren, um einen Bürgerkrieg zu verhindern. Der Kreuz-Bube im Kartenspiel der meistgesuchten Personen aus Saddams alter Elite könnte aber aufdecken, dass der Irak längst keine ABC-Kampfstoffe mehr besaß. Das will der Pentagon-Mitarbeiter Poundstone (Greg Kinnear) mit allen Mitteln verhindern.
Die Kriegslüge, Folterskandale und unkritische Rolle der Presse „Bourne“-Regisseur Paul Greengrass und Drehbuchautor Brian Helgeland („L.A. Confidential“) haben viel angepackt, es sich aber auch einfach gemacht. Sie reduzieren diese komplexe Historie auf ein Western-Duell zwischen scheinheiliger Bush-Regierung und dem desillusionierten Wahrheitssucher Miller.
FILMFACTS Warzone Hollywood
Sage und schreibe neun Oscar-Nominierungen erhielt in diesem Jahr Kathryn Bigelows im Irak spielendes Bombenentschärferdrama „Tödliches Kommando“. Anscheinend ist der zweite Irakkrieg – wohl durch die Abwahl der Bush-Regierung – endgültig in Hollywood angelangt. Beim Vietnamkrieg ließ sich die Acadamy wesentlich länger Zeit. Erst 1979, sechs Jahre nach Abzug der Amerikaner, wurde Michael Ciminos „Die durch die Hölle gehen“ als bester Film prämiert.