Mann beißt Hund :: Benoît Poelvoorde, Nelly Pappaert

Regie: Benoît Poelvoorde, Rémy Belvaux, André Bonzel

Er philosophiert über Architektur und doziert über Asylpolitik, musiziert, kümmert sich rührend um seine Großeltern – und erstickt im nächsten Moment lapidar eine herzkranke Rentnerin. Der Auftragskiller Ben (Benoît Poelvoorde) macht seinen Job ebenso gewissenhaft wie gewissenlos. Frauen, Kinder, ganze Familien legt er um. Immer dabei ist ein dreiköpfiges Filmteam, das eine Reportage über ihn dreht und zunehmend die Distanz verliert. Bei jedem seiner Morde hält die Kamera drauf. Er steckt dem klammen Trio für die Produktion gönnerhaft das Geld seiner Opfer zu, das dafür bei der Entsorgung der Leichen hilft und schließlich selbst zu Tätern wird. Die kleine belgische Satire von 1992 führt mit schockierender Konsequenz den Voyeurismus der Medien und ihrer Rezipienten vor und hinterfragt, wie nah am Objekt ein Dokumentarfilm sein darf, ohne sich zum Komplizen zu machen. Der blutige Humor verwischt so perfide alle Grenzen, dass es auch nach 20 Jahren für die DVD-Premiere keine Jugendfreigabe gab. Extras: entfallene Szenen. (Arthaus)

Yul Brynner, Richard Benjamin

Regie: Michael Crichton

Peter (Richard Benjamin) und John (James Brolin) besuchen den visionären Vergnügungspark Delos. Dort kann man sich als Ritter in Schwertkämpfe stürzen oder römischen Orgien hingeben. Dabei sorgen Androiden, die auf die Wünsche der Gäste hin programmiert sind, für ein realistisches Erlebnis. Die Freunde wählen den Wilden Westen und treffen im Saloon auf einen namenlosen Revolverhelden (Yul Brynner). John besiegt ihn mehrmals im Duell – bis eines Morgens ein tödlicher Systemfehler eintritt. Das Regiedebüt des späteren Bestseller-Autors Michael Crichton ist ein versiertes Genrewerk, das mit sorgloser Dekadenz einen unterschwelligen Horror aufbaut, der in einer stringenten, verstörenden Hetzjagd mündet. Maskenhaft und mit stechendem Blick ist Brynner perfekt als zielstrebiger Killer-Roboter, der sicher als Vorbild für James Camerons „Terminator“ diente. Extras: Making-of, Feature. (Warner)

Richard Burton, Claire Bloom

Regie: Martin Ritt

Der gleichnamige Roman begründete 1963 den Weltruhm von John le Carré. Regisseur Martin Ritt („Man nannte ihn Hombre“) inszenierte nach der Vorlage zwei Jahre später einen der besten Spionage-Thriller aller Zeiten, der nun endlich auf DVD veröffentlicht wird. Richard Burton erhielt eine Oscar-Nominierung für seine Rolle als Alec Leamas, Leiter des britischen Geheimdienstes in West-Berlin, der alle Agenten verliert, seines Postens enthoben wird und schließlich den Frust im Alkohol ertränkt. Trotz seiner Liebe zur jungen Bibliothekarin Nancy (Claire Bloom) lässt er sich nach einer Haftstrafe vom Osten anwerben. In der DDR gerät er in ein Komplott zwischen dem Stasi-Chef Mundt (Peter van Eyck) und dessen Stellvertreter Fiedler (Oskar Werner) – betreibt aber selbst ein abgekartetes Spiel. Diese undurchsichtige Geschichte in Zeiten des Kalten Krieges hat keine Helden. Alle Protagonisten sind manipulativ, Täter und Opfer zugleich, ordnen Gewissen und Gefühle dem ideologischen Ziel unter. Ritt, der in „Der Strohmann“ (1976) ein Berufsverbot in den 50er-Jahren wegen seines kommunistischen Engagements verarbeitet hat, zeigt auch hier die Ohnmacht des Individuums. Ohne Extras. (Winkler Film/Alive)

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