Marah – If You Didn’t Laugh, You’d Cry
Normalerweise ist das der Anfang vom Ende. Wenn Bands beginnen, Songs über einsame Tour-Torturen zu schreiben, weil sie „Running On Empty“ falsch verstanden haben. Für Marah indes ist ihr Debüt in dieser Sparte, das sehnsüchtige „The Apartement“ — knapp am Telefon-Sex vorbei — nur das schöne, traurige (offizielle) Ende einer Platte, die auch ein Anfang sein könnte. Und nicht schon Album Nummer fünf.
Aber „If You Didn’t Laugh, You’d Cry“ ist ja auch ein Anfang. Denn die eingeschworenen Philly-Kids Serge und Dave Bielanko haben Philly doch tatsächlich ade gesagt, um ihr Exil in den Seitenstraßen und Sackgassen von Brooklyn aufzuschlagen. Nach dem detailversessenen, üppig arrangierten Vorgänger „20.000 Streets Under The Sky“ hauten sie dort mit kleiner Entourage dieses schmutzige, kleine beseelt-trunkene Song-Dutzend schneller raus, als sonst die Studio-Polizei erlaubt. Morgens gab’s neues Material, abends mindestens ein Ergebnis. Das klingt dann immer wieder wie das Album, welches die Replacements nach „All Shook Down“ leider nicht mehr machen konnten, auch in diesem ganz selbstverständlichen Wechselspiel von Rotz („The Closer“) und Ringelreihen (das zauberhafte „City Of Dreams“).
Klar ist in Liedern wie dem aufgekratzt schunkelnden „Sooner Or Later“, im frohgemuten Blues auf der „Walt Whitman Bridge“, schon gar in der leisen Badezimmer-Verschwörung „So What If We’re Outta Tune (With The Rest Of The World)“ ein guter Happen Selbststilisierung zu verdauen. Auch steckt immer wieder Koketterie in der Inszenierung der gefühlschaotischen care free loser, die stets locker den nächstbesten Bar-Hocker entern, doch nur ein paar Drinks von „The Demon Of White Sadness“ entfernt sind, der folgende Hookline einem Magneten gleich parat hält: „Fallin‘ out of favor was my favourite thing, till I took the pill that made you real.“ Doch es geht auch ohne Pille, in wahrhaft (er)nüchtern(d)en, trocken beobachteten Songs wie „Poor People“, „Fat Boy“ und „The Dishwasher’s Dream“, in denen jenseits großer Empathie kein Platz bleibt für Romantisierung und Verklärung.
Nur auf Tournee wollen sich Marah die Welt gern ein bißchen schön reden, wenigstens einen Augenblick lang. „Through the phone you’re on my side of the bed… but you’re out there all alone.“ Mit dieser Musik der ¿womöglich größten kleinen Rock’n’Roll-Band kann man eigentlich gar nicht lange allein bleiben.