Maria McKee – Late December

Dass sie immer noch da ist und unverdrossen ihre Platten macht, ist Wunder genug, nachdem aus dem frühreifen Wonder Girl dann doch kein Hit-Wunder mit Lone Justice wurde, sondern nur eine „schwierige“ Künstlerin, die ihre Songs in einem Anflug von Selbsterkenntnis denn auch unter dem Stichwort „Little Diva“ verlegen lässt. Was braucht so eine Frau? Genau: einen Skooter. Einen Mann wie Jim Akin, der seine Songs tatsächlich unter „Shootist Music“ veröffentlicht. Der Gatte, mit dem McKee in Kalifornien in bohemehafter splendid isolation lebt, ist vielseitig begabt. So tritt er auf „Late December“ in Erscheinung als: Co-Autor, Co-Produzent, Art Director (jeweils mit McKee), Tontechniker, Mastering-Mann, Streicher-Arrangeur, Multi-Instrumentalist (von Bass bis Lap Steel), und die Cover/Booklet-Fotos hat er auch gemacht.

Ein bisschen fremde Hilfe konnte McKee immer gut brauchen. Kaum eine klaut so frech wie sie, und baut daraus dann doch irgendwie ihren eigenen Sound. Ein totgespieltes Intro-Riff („On Broadway“?), ein bisschen Motown-Gerummel, ein paar Klimmzüge aus der guten, alten Mick Ronson/Bowie-Schule ca. ’73 – und schon ist mit „No Other Way To Love You“ die Flugbahn für McKees ebenso coole wie theatralische Vocal-Performance fertig. Für die dolle-Frau-auf-dem-Klavier-Nummer „Destine“ müsste sie Freddie Mercury zumindest eine rote Rose aufs Grab legen. „Power On, Little Star“ schreibt thematisch „Life Is Sweet“ fort, den Titelsong ihres 96er-Albums, versumpft aber in einem unsubtilen Arrangement, dem Akustik-Gitarre und Streicher nicht genügen wollen. „Too Many Heroes“ (und „not enough friends“) zeigt Anflüge vermutlich altersbedingter Selbstironie und bringt diese im munteren Galopp auch zum Klingen. Das beste Stück verschießt sie gleich zum Auftakt mit dem Titelsong: Fingerschnipps-Blue-Eyed-Soul der gehobenen Klasse mit einem schönen Gesangs-Arrangement.

Die Freude indes währt nicht lange. Denn als McKee und Akin nichts mehr einfallen wollte, griffen sie kurz ins Archiv und fischten doch tatsächlich „A Good Heart“ heraus. Für die jüngeren Leser: Das war vor gut 20 Jahren mal ein Hit für Feargal Sharkey, der vorher Sänger der tollen irischen Punks The Undertones war, zu deren Glanzstücken der Gassenhauer „Teenage Kicks“ gehörte, den Maria McKee eigentlich covern wollte, bis ihr auffiel, dass… Fragen Sie Jim Akin, warum sie davon Abstand nahm. Der weiß bestimmt auch das noch.

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