Maritime – Glass Floor

Es gibt immer Neuigkeiten aus Bettensitz-Land, es gibt nie genug Platten für öfter mal traurige Jungen und Mädchen. Für Jungen und Mädchen, die den Herbstanfang jedes Jahr sehr persönlich nehmen. Maritime sind eine entsprechend kleine Band, natürlich auch eine feine Band mit Gitarren wie aus dem Stickrahmen und süßer Fünf-Uhr-Tee-Lethargie, und der Sinn steht ihnen zu jeder Tageszeit nach Melodie. Ein Trio aus ehemaligen US-Emocore-Musikern, der Ex-Bassist von Dismemberment Plan, von den aufgelösten The Promise Ring der Schlagzeuger und vor allem der Sänger und Songwriter Davey von Bohlen, der auf dem letzten Album der alten Band Tränen in Lieder und dann zurück in Tränen verwandelte. Ohne vom Thema ablenken zu wollen: Die Platte („Wood/Water“) war größer und anrührender, als es der Band Promise Ring überhaupt zustand.

Die Nachfolger Maritime machen nun kein kleinstes bisschen Rock mehr, so wenig wie früher die Housemartins (deren typischer Rhythmus ein paar Mal vorkommt) oder die Sixties-Regenschirmläufer Jellyfish. Einige der langsameren Stücke klingen, als sei John Lennon nicht mehr vom Klavierhocker hochgekommen, und interessant genug für ein ganzes Meisterwerk sind Maritime nicht. Dafür halten sie sich zu strikt ans Gesetz des Dream-Pop, in dem auch steht, dass ab und zu (eichte Streicher und Bläser vorkommen müssen. Von Bohlen singt wie ein aus der Mittagsruhe erwachter Ray Davies, schöne Sachen: „I can’t live my life like a pop song anymore.“ Seine Musik klingt, als ob er genau das tut. Im Bett bleiben, aber nicht weiterschlafen, sondern die Melancholie so lange wie möglich genießen, weil sie sich wunderbar reimt.

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