Mark Knopf ler – Sailing To Philadelphia

Keine Überraschungen, nichts Erregendes, nichts Bewegendes. Mark Knopfler hat nur ein weiteres Mal abgerufen, was er kann. Andere Worte, dieselben Weisen, die Stratocaster sicher im Griff. Flüssig die Läufe, perlend die Licks. Der Mann reitet seinen Stil wie einen Brauereigaul. Dagegen ist nichts einzuwenden. Van Morrison haut so Jahr um Jahr neue Platten heraus, und kaum einer beschwert sich. Und wenn Tbm Waits alle Jubeljahre genauso knurrt und krächzt, wie man es von ihm mit Fug und Recht erwarten darf, dann wird, wie gesagt, gar gejubelt Knopfler ist halt nicht Van The Man oder Tom The Hoarse. Er ist bloß Mark The Narc. Mit der Lizenz zum Einschläfern.

Behaupten böse Zungen. Wir indes hören genauer hin und erkennen, daß Mark Knopfler natürlich ein begnadeter Langweiler ist, dass sich aber hinter der oft penetranten Schlafmützigkeit seiner Musik durchaus Substanz verbirgt. Was ihn von Pfeifen wie Phil Collins unterscheidet und vom neuen Schwärm warm duschender Damen, David Gray. Knopfler wirft ungleich mehr in die Waagschale wahren Talents. Er kann Gitarre spielen, so meisterlich wie lässig. Und klasse Songs schreiben, wenn auch schon lange nicht mehr. „Six Blade Knife“, „Romeo And Juliet“ oder „Calling Elvis“. Und schließlich nennt der Schotte eine angenehme Gesangsstimme sein eigen, die nur nachhaltig nervt, wenn er sie auf Dylan trimmt. Das darf er nicht, das darf nur Bob. Und selbst der sollte es nicht damit übertreiben.

Auf „Sailing To Philadelphia“ tappt Mark Knopfler nur ausnahmsweise in diese einst selbst ausgelegte Falle. Im Opener „What It Is“ endkommt er nur knapp, obschon er das Bob-Näseln lässt. Doch eine wie von Scarlet Rivera gestrichene Fiddle drängt den Jig-Rock in Rolling-Thunder-Fahrwasser, und der geschichtsträchtige Text tut ein Übriges: „Desire“ light. Der mit James Taylor im Duett gesungene Title-Track hat ein Simon & Garfunkel-Flair, während „The Last Laugh“, Knopflers Duett mit Van Morrison, seltsam blutarm bleibt. Wie überhaupt die meisten Cuts daran kränkeln, dass die Arrangements auf Nummer Sicher angelegt sind, der Sound zu transparent und leblos ist und die Songs jedes melodische und lyrische Risiko scheuen. Wirklich bemerkenswert sind lediglich 3 der 13 Tracks. „Who’s Your Baby Now“, ein ungemein hübsches, Fifties-beseeltes Stück Candy-Pop, das in einer etwas schmissigeren Variante gut auf Paul McCartneys LP „Run Devil Run“gepasst hätte. „Silvertown Blues“, ein wehmütiger Kommentar zu Bauarbeiten in Greenwich, der nicht zuletzt von den Sensibilitäten der Squeeze-Köpfe Chris Difford und Glenn Tilbrook lebt. Und die Geisterstadt-Apotheose „Sands Of Nevada“, durchsetzt mit Moll-Akkorden.

Marginal ist Mark Knopflers neues Album also nicht Marginal besser als „Golden Heart“, sein letztes Solo-Werk, allerdings schon.

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