Das grausame Schicksal von Mark Oliver Everett ist bereits wohldokumentiert – in seinen eigenen Songs. Mit den Eels hat „E“ sagenhafte Lieder über die Liebe und den Tod aufgenommen, und die Geschichten dahinter erzählt er nun in seiner Autobiografie „Glückstage in der Hölle“, die im Original weniger pathetisch „Things The Grandchildren Should Know“ heißt – ein kleiner Scherz des Sängers, der weder Kinder noch Enkel hat.
Mark Everett hat auch keine Eltern mehr und keine Schwester. Selbst Nachbarn und Kollegen sterben ihm häufig weg. Wie er den plötzlichen Tod des Vaters, die Depressionen der fragilen Schwester, den brutal langsamen Krebstod der Mutter beschreibt, würde einem das Herz zerreißen, wären dazwischen nicht all die Momente der Zuversicht. Immer wieder rappelt sich der Songschreiber auf, übersteht schlechte Plattenverträge und anstrengende Tourneen, verarbeitet schließlich alles in seiner Lyrik.
Natürlich wettert auch er dauernd gegen die profitgierige Musikindustrie, aber immer mit einem gewissen Witz und ohne zu viel Selbstmitleid. „Glückstage in der Hölle“ ist keine Leidensgeschichte, es ist die Chronik einer katastrophalen Familie, in der es nur einen Überlebenden gibt, der nun keinen mehr hat, den er im Feld „Bitte im Notfall verständigen“ eintragen kann. Und es ist eine einzige Liebeserklärung an den Lebensretter von Mark Oliver Everett: die Musik.(Kiepenheuer & Witsch, 18,95 Euro)
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