Mark Ronson & The Business Intl :: Record Collection

Zu clever, zu ausgedacht: Viele Gäste verderben den DJ-Brei

Der Mann, den sie „Über-Produzenten“ nennen, der hipste DJ unter der Sonne, ruft, und alle kommen sie. Alle Beteiligten aufzuzählen würde die Rezension sprengen, darum sei nur kurz angedeutet: Ronson rekrutiert Kräfte aus der Indie-Szene, die beispielsweise bei Bands wie den Kaiser Chiefs, den Rumble Strips und Phantom Planet tätig sind, und bringt sie mit Schnellsprechern wie Q-Tip und Ghostface Killah zusammen. Eighties-Legende Boy George wiederum trifft auf Neo-Legende Andrew Wyatt (Miike Snow), an ihrem Duett dokterten neben Ronson und Wyatt bloß Jake Shears von den Scissor Sisters, Hitfabrikantin Cathy Dennis, Phantom-Planet-Sänger Alex Greenwald und Ex-Dirty-Pretty-Things-Gitarrist Anthony Rossomando herum (und noch andere – Coverversion war gestern!). Bei dieser Masse an Beteiligten muss der Einzelne unweigerlich untergehen. Wer erkennt schon den The-View-Sänger Kyle Falconer auf „The Bike Song“ auf Anhieb? Und hat man ihn denn identifiziert, ergreift bereits Spank Rock das Mikrofon. Ex-Pipette Rose Elinor Dougall bleibt die löbliche Ausnahme – ihr Rosenkrieg-Duell mit Andrew Wyatt ist die große Überraschung von „Record Collection“.

Mark Ronson hat sich für das Album jede Menge alter Keyboards zugelegt, und so trifft salonfähiger HipHop der frühen 90er- auf 80er-Sounds und 80er-Soul. Dazu stößt aus der Jetztzeit noch ein wenig Pendulum-Weirdness dazu. Alles clever, alles sehr fein ausgedacht. Zu clever, zu ausgedacht: Für das Herz bleibt unterm Strich nichts übrig. Die Musik funktioniert vornehmlich auf den Laufstegen dieser Welt, präsentiert von Menschen, die sich nicht für Musik interessieren. Fast schon wieder gut ist so der selbstironische Titeltrack. „I drive round cities in a chariot/ I get preferential treatment in the Marriot“, singt der verwöhnte uneheliche Sohn von Malcolm McLaren hier selbst, bevor Simon Le Bon (Duran Duran), der keine Platte verunzieren kann, pointiert: „I only want to be in your record collection/ And I’ll do anything it takes just to get there.“

Mark Ronson hatte bei den Aufnahmen offensichtlich viel Spaß. Vielleicht ein bisschen mehr als seine Hörer hinterher. (Sony) Frank Lähnemann

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