Martin Dean – The Best Of Martin Dean

Der Crooner mag manieriert klingen, er macht aber alles richtig Ein Liebesrittei; dem der Hemdkragen das ist, was der Nachtfalter an seinen Flügeln hat. Ein Detektiv Marlowe, der im Milieu der eigenen Gefühle ermittelt. Dass Martin Dean aus Ulm kommt und jetzt in Berlin wohnt, obwohl auf der Info-Postkarte etwas von Las fegas steht, macht die Sache nur perfekter: Maskerade ist das ja immer, wenn sich einer mit Bleistiftbärtchen ans Elvis-Mikrofon stellt und aus der Gurgel heraus croont, in die eigentlich Whisky reingehört. Das Debütalbum ist auch eine Feier des alten, ummauerten Berlins, in dem sich Nick Cave und die Einstürzenden Neubauten in fensterlosen Kneipen zum Koksen und Singen trafen – kein Zufall, dass einige Neubauten hier mitgespielt haben.

Zu diesen Liedern kann man Paartänze auffuhren, den Teufels-Twist zum Song „Rock’n‘ Roll“ („Roll on, little rock, roll on!“), den verzweifelten Klammer-Blucs zu Just A Linie Bit OfLove“, einem Curtis-Mayfield-Cover mit Frauenchor. Klar ist das manieriert, aber einer bestimmten Ära zuordnen könnte man es nicht So wenig, wie die Beatbox-Schleife, die in „Coke Of Life“ zur Orgel läuft, als Modernismus erscheint. Sie erinnert einen halt daran, dass Portishead und Scott Walker ganz ähnliche Dinge gesucht haben: einen Ort, an dem die Liebe in sauren ‚Zeiten überwintern kann. Einige Stücke klingen gleißend hell, der Sänger Dean bleibt trotzdem auf zigarettenrauchende Art reserviert, im Schatten. Kein Witzemacher, kein Ranschmeißer. Wenn er so eine Frau abkriegt, dann höchstens die, die noch an der Bar sitzt, wenn um vier das Licht angeht.

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