Martin Gallop – Strange Place Called Home :: Der Exil-Kanadier drängt sich mit leisem Songwriter-Pop nicht auf
Martin Gallop kann einem sicher viel erzählen. Vom Leben, vom Reisen, vom Musikmachen schließlich. Der gebürtige Kanadier hat sein halbes Leben in Deutschland verbracht, hat hier eine Familie gegründet und seine Solokarriere einst beim Berliner Ulftone-Label gestartet. Das neue Werk hat fünf Jahre gebraucht- Gallop ist 1962 geboren und also keiner, der mit Sturm und Drang jetzt noch wer weiß was für eine Karriere erzwingen wollte.
Die Musik hat einen ähnlich langen Atem. Auf „Strange Place Called Home“ ist leiser Songwriter-Pop, karg arrangiert und gänzlich ohne Anbiederung. Man lässt sich gern auf die dezente Untertreibung von „All The Pop Songs In The World“, die geknickte Romantik von „Dear Doreen“ und den freundlichen Americana-Shuffle von „Mannequin“ ein — weil die Signale sich nicht aufdrängen und Gallops Platte kein Kraftakt, sondern ein kleiner Setzkasten menschlicher Befindlichkeiten ist.
Wenn Gallop nun wohl ein Reisender ist und sich mit dem Heimatbegriff nicht recht anfreunden kann, so ist seine Musik doch dem klassisch Amerikanischen nahe. Hier und da kommt der späte Dylan durch, oft klingt Gallop wie Ry Cooder, der seine Lieder zuletzt durchaus ähnlich entwickelte. Entsprechend ist auch ein bisschen Border-Music im Repertoire („Strange Place Called Home“), dazu richtige Folklore („A Miracle Or A Wonder“) und mindestens ein Ausreißer (Norman Gimbles „Sway“), bei dem Gallop wie Tom Waits singt und wie Willy DeVille klingt.
All das ist schön und gut und leise und eine Platte unbedingt wert. Bleibt zu hoffen, dass die Besucher der laufenden Annett-Louisan-Tour ihr Vorprogramm auch angemessen goutieren werden.