Martina Topley Bird – The Blue God :: Makellose fragile Pop-Miniaturen, von Danger Mouse produziert

Die Stimme der frühen Tricky-Alben und der musikalische Motor hinter Gnarls Barkley haben zusammen ein Album voller schwerer Süße und traumverlorener Melancholie erschaffen. Man wartet vielleicht besser, bis es dunkel ist, um diese Musik adäquat würdigen zu können. Aber keine Angst, auch bei Tageslicht zerfallen diese ebenso fragilen wie Pop-affinen Song-Miniaturen keinesfalls zu Staub.

Martina Topley Bird und Brian Burton alias Danger Mouse haben sich 2004 kennengelernt, als Danger Mouse das Gorillaz-Album „Demon Days“ produzierte, an dem auch Topley Bird mitwirkte. Ein Jahr vorher hatte die Sängerin ihr für den Mercury Award nominiertes Solodebüt „Quixotic“ veröffentlicht, auf dem unter anderen auch Mark Lanegan, Josh Homme, Tricky und David Holmes zu hören waren. „A sensual and endlessley inventive record“, befand „Mojo“ damals.

Im Mai 2005 arbeiteten Topley Bird und Danger Mouse zum ersten Mal an einem gemeinsamen Track, doch erst im letzten Jahr nahm die Arbeit am Nachfolger von „Quixotic“ konkrete Züge an. „The Blue God“ entstand innerhalb von drei Monaten in L.A. und klingt nur ganz selten nach der aus der Mode gekommenen TripHop-Schublade – wenn auch nicht so radikal anders wie die Wiederkehr der ehemaligen Leidensgenossen Portishead. Was sicher auch daran liegt, dass „The Blue God“ eher ein ansprechendes Pop-Album sein möchte als ein musikalisches Statement.

Gleich der erste Song „Phoenix“‚ bezaubert mit einer Atmosphäre, wie man sie seit den Tagen der Young Marble Giants nicht mehr erlebt hat. Da klingt Verlorenheit an, aber auch Wärme. Gegen Ende des Songs schüttet Danger Mouse dann doch noch sein Füllhorn aus, doch die wundervoll zart gesungene Melodie und die Orgel, die klingt wie von Stuart Moxham gespielt und auf dem Album immer wieder mal auftaucht, könnten den Song auch ganz alleine tragen. „Carnies“ ist da, wie sich das für eine Single gehört, schon zupackender, aber ebenfalls von großem Charme. Hier gilt, wie fast überall auf dem Album: Die Produktion ist brillant und steckt voller herrlicher Details, die zusammen einen zitierfreudigen Spaziergang durch die Pop-Geschichte ergeben: verhallte Surf-Gitarren, Wurlitzer-Orgeln und so weiter. Beim gutgelaunt poprockenden „Razor Tongue“ hören wir den alten Beastie Boys-Kollegen Money Mark am Bass, „Baby Blue“ ist ebenfalls ein schon fast radiokompatibler Ohrwurm. „The Blue God“ ist makelloser Mitternachts-Pop, ein perfekt sitzendes musikalisches Kleid für eine großartige Sängerin.

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