Maschinenmann :: von Max Barry

Wo endet der Mensch, wo beginnt der Roboter? Die Frage löst mit zunehmender technologischer Machbarkeit hysterische Ethik-Debatten aus. Und obwohl die Mehrheit der Bewohner der Industrienationen ihr Gedächtnis an Wikipedia delegiert hat und keine halbe Stunde mehr ohne Smartphone existieren kann, finden selbst Bypass-Träger und Viagra-Konsumenten die Vorstellung eines biomechanisch optimierten Menschen nach wie vor bedrohlich.

Für Charlie Neumann, den Helden in Max Barrys fulminantem Science-Fiction-Roman „Maschinenmann“, dagegen ist sie die ultimative Herausforderung. Schon als Kind wollte der Ingenieur nicht Lokomotivführer werden, sondern gleich die Lokomotive selbst. Als er bei einem Unfall ein Bein verliert und seine Prothese viel besser funktioniert als sein echtes Bein, beginnt er seinen Körper technologisch aufzurüsten. Doch kaum ist er dabei, sich in den perfekten Menschen zu verwandeln, macht ein ominöser Konzern seine Patentrechte an ihm geltend und stürzt Charlie in eine mörderische Abwehrschlacht um das eigene Ich. Spannend und klug schildert der 39-jährige australische Bestseller-Autor die heraufdämmernde Vision eines Maschinenmenschen, und weil er wie alle herausragenden Sci-Fi-Autoren ein hoffnungsloser Romantiker ist, findet er dank seiner erfrischenden Unvoreingenommenheit sogar für die allermenschlichste Regung, die Liebe, eine verblüffende, technikkompatible Lösung. (Suhrkamp, 12,99 Euro) Gunter Blank

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