Max Goldt – Schöne Greatest Leselive Oldies / Friedrich Küppersbusch – Küppersbusch

Manchmal fragt man sich doch, weshalb wohl CDs besprochen werden. Es ist ja einzusehen, daß Fiete Schütter oder Werner Veigel (beide leider tot) ihre wohltönenden Stimmen für Weltliteratur erhoben oder ein Bruno Ganz für die „Blechtrommel“ oder so – doch zeitgenössische Wortkünstler wie WiglafDroste brauchen gar keinen Interpreten, sie besorgen die Zweit- und Drittverwertung ihrer Texte gleich selbst. Eine Unsitte.

Von Max Goldt kennen wir schon ganz viele CDs und auch schöne Musik (mit Foyer Des Arts), und da er die wunderbarsten Texte überhaupt schreibt (wie alle wissen), darf er gern alles nochmal vorlesen. Er macht das nicht so prononciert krampfhaft wie sein Busenfreund Droste (und auch nicht so angestrengt eifernd wie Friedrich Küppersbusch) „Schöne Greatest LeseLive Oldies (für junge Spatzen, die noch nichts kennen)“ ist tatsächlich greatest und nur im Titel betulich und lieb.

Denn natürlich ist Max Goldt nicht der konservative Märchenonkel und Plüschsesselbewohner, als den ihn der „Spiegel“ in einer beispiellosen Untersuchung entlarvt hat. Bei ihm stimmen noch immer erst die Beobachtungen, dann die Formulierungen und schon gar die Konklusionen. Goldt, wir sagen es immer wieder, ist Melancholiker und Ästhet – deshalb der klare Blick aufs Elend. Hinter dem Possierlichen versteckt sich der blanke Schrecken des sogenannten Alltags. In dem großartigsten (und längsten) Stück, „Okay Mutter, ich nehm die Mittagsmaschine“, wird über 13 Minuten vom Stöckchen aufs Steinchen geredet Vfor allem hat Goldt immer recht. Kürzlich hörte man, er hätte als erster Mensch ein chinesisches Restaurant entdeckt, in dem es genießbare Nahrung gibt (Hamburg-Wandsbek). Da spare man sich doch seinen Jean Paul!

Weshalb wird eine Platte ohne Musik an dieser Stelle gewürdigt? Nun, Max Goldt singt einmal, und eine andere Stelle gab es nicht.

Bei Friedrich Küppersbusch, dem Magenbitter, der auch so aussieht, gibt es Musik. Sein „Küppersbusch“ ist das Dokument eines Auftritts in Hamburg, wo er Moderationen aus „ZAK“ und „Privatfernsehen“ verlas, die allerdings großenteils bereits in einem Buch niedergelegt wurden. Dafür orgelt Herr Franz Lambert einige muntere Stückchen, und die dazwischengestreuten altertümlichen Reklame-Spots einer Firma „Küppersbusch“ amüsieren leidlich. Das Prinzip von Küppersbuschs Prosa ist die Konstruktion, das Gefrickel, die Verschachtelung. Die Pointen sitzen, aber manchmal ist Küppersbusch zu verliebt in seine Wortspiele und zu versessen auf den Aberwitz. Vernarrt ist er in die formschöne und steindoofe Spruch-Sprache der Reklamewelt, und das Dummsprech des täglichen kommunikativen Umgangs gibt auch immer einen Brüller her. Manchmal macht er auch den Dadaisten.

Ein vortreffliches Beispiel ist der Holland-Essay vorn in dieser Ausgabe, der gleich einen Schwung Fußnoten braucht. Wer den Aufsatz nicht versteht, der schreibe an die Redaktion. Aber bitte an die von „Privatfernsehen“.

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