Mercury Rev :: Deserter’s Songs
Psychedelische Weihnachts-Melancholie aus den Catskills
Mercury Rev hatten als verschrobene Psychedeliker begonnen, ihr „Yerself Is Steam“ von 1991 ist ein viel gesuchtes Kleinod des Indie-Irrsinns. „Deserter’s Songs“ ist das „OK Computer“ der Catskills, eine romantische Pastorale mit Hymnen, zu denen Neil Tennant sprechsingen könnte, sirrenden Streichern, tirilierenden Flöten, Bläsersätzen, feierlichen Orgelklängen und schrillen Frauenchören, ein weihnachtliches Singspiel in Technicolor, fiepende und wimmernde Instrumentalstücke wie aus „Blade Runner“ und orgiastische Geräusch-Collagen. Eine Ode an die Landschaft des Staates New York, eine Hommage an die Beach Boys, Spiritualized, den Broadway, die Filmmusicals von Hollywood, Tom Waits als Astronaut. Und an die getragenen, dunklen Americana von The Band. Garth Hudson spielte die Keyboards, und der gleichnamige Fluss des Landstriches kommt auch vor.
Dieses durchgeknallte, barocke, schwermutsschöne Meisterwerk ist eine der berückendsten Platten des Jahres 1998, und erscheint jetzt als „Deluxe Edition“ – der reine Luxus war sie sowieso schon immer. Dave Fridmann und Jonathan Donahue haben danach nie wieder etwas so Erhabenes aufgenommen. (V2/Cooperative) Arne Willander