MIA. – Willkommen im Club :: Weniger Zirkus, dafür mehr Gitarren auf dem Dancefloor
Was geht, Muschikatz? Laut der extrovertierten Sängerin Mieze sicher so einiges, denn der Titel des neuen MIA.-Albums ist auch programmatisch zu lesen. „Willkommen im Club“ lädt zur rhythmischen Körperertüchtigung ein. in eine Disco, in der sich nicht nur Moleküle bewegen oder Herzen tanzen.
Da überrascht es nicht wenig, dass auf dem vierten Studiowerk der Berliner Elektropopper sogar die Gitarren ab und an wieder stärker in den Vordergrund rücken, zwar selten so verhalten aggressiv wie im Opener „Kapitän“ oder im treibenden, zuweilen fast schon rockenden „Mausen“, aber den weitgehend braven Beats steht das nicht schlecht zu Gesicht. Denn letztendlich gehören gerade diese synthetischen, unterkühlten Klanggerüste zum Konzept der Band, die seit jeher ein wenig überkandidelt und artifiziell wirkt, im Gesangsaudruck gern zu ironiefreier Theatralik und Manegenzauber neigt, textlich Gespreiztes und Poetisches spielerisch vereint, dafür aber leidige Nationalismusdebatten relativ gelassen überstanden hat.
Dieses eigenwillige Gemisch aus bewusster Distanzierung qua ausgestellter Künstlichkeit und oberflächlich eingängiger Unmittelbarkeit, wie der Pop sie nun mal verlangt, funktioniert inzwischen sehr gut: man muss der Band zugutehalten, dass sie über die Jahre einen eigenen Sound entwickelt hat, der sie vom Durchschnitt deutschsprachiger Musikproduktionen deutlich abhebt. Da verträgt dann eine Single-Auskopplunig wie „Mein Freund“ sogar mühelos eine verklärte Walzereinlage, wie das insgesamt schlüssige Album selbst einen Bruch wie das gewagt knarzende Instrumental „Verfolger“ aushält.