Miami Rhapsody von David Frankel
Drogenhandel und Geriatrie – Miami weiß, warum gerade hier unter Palmen die Latino-Mafia auf die reichen US-Rentner trifft. Eine „Rhapsody in tropic-blue“ wollte TV- Produzent David Frankel drehen – aber warum fiel ihm nichts Besseres als eine lausige Rückblenden-Struktur für sein Spielfilm-Debüt ein? Den Blick starr in die Kamera gerichtet, überfallen Gwyn Marcus (Sarah Jessica Parker) Zweifel, ob sie wirklich heiraten solle. Bald wird klar: Sie sitzt beim Psychiater und erzählt ihr Leben. Wie aufregend! Diesen Filmbeginn mit der Anfangs-Sequenz von Woody Allens „Stadtneurotiker“ zu vergleichen (wie in der amerikanischen Presse geschehen), ist eine Beleidigung für Manhattans Beziehungs-Analytiker. „Miami Rhapsody“ hat soviel Ähnlichkeit mit Allens Komödie wie „Miami Vice“ mit „Twin Pealks“. Aber wenn Woodys langjährige Heroine Mia Farrow plötzlich bei einem anderen Regisseur auftaucht, sind die Vergleiche anscheinend schnell bei der Hand.
Aber damit wird Frankel kein Gefallen getan. Diese sonnendurchflutete Komödie ist nicht mehr als eine auf Filmlänge gestreckte Sitcom. Die Werbetexterin Gwyn hat sich endlich mit ihrem Freund Matt (Gil Bellows) verlobt. Sie will eine ähnlich glückliche Ehe führen wie ihre Eltern Nina (Mia Farrow) und Vic (Paul Mazursky). Aber die vermeintlich sichere Bindung zeigt bald Risse. Auf der Hochzeit ihrer Schwester Leslie (Carla Gugino) mit Jeff (Bo Eason), einem Profi-Footballer der Miami Dolphins, muß Gwyn von ihrem Vater erfahren, daß Nina wahrscheinlich fremdgeht. Als Amateur-Detektivin ist die Tochter der Affäre auf der Spur: Nina hat ein Verhältnis mit Antonio (Prototyp des Latin-Lovers: Antonio Banderas), dem Krankenpfleger ihrer Mutter.
Diese Entdeckung zieht Kreise: Vic schläft seit Jahren mit seiner Reiseagentin Zelda (Kelly Bishop), Gwyns Bruder Jordan (Kevin Pollack) betrügt seine schwangere Frau Terri (Barbara Garrick) mit Kaia, der Frau seines Geschäftspartners. Diese exotische Schönheit wird von Supermodel Naomi Campbell gespielt, die offenbar nach Laufsteg und Schreibcomputer auch die Leinwand für ein Coming-out nutzen will. Als auch noch Leslie für einen Quickie mit ihrem Ex-Freund Gwyn um deren Wohnungsschlüssel bittet, ist das Maß voU. Gwyn wirft ihre konservativen Moralvorstellungen über den Haufen, läßt sich von Antonio verführen und geht zum Psychiater.
Diese Gewissenskonflikte sind so oberflächlich inszeniert, daß man Angst haben muß um das Gefühlsleben der Amerikaner. Eine naive Landpomeranze schläft mit dem Geliebten ihrer Mutter und verläßt ihren langweiligen Verlobten – welch eine Revolution! Da die Schauspieler – einschließlich der diesmal bläßlichen Mia Farrow – zu allem Überfluß miserabel agieren, bleibt von dieser seichten Sommerkost nicht viel übrig. Und aus Sarah Jessica Parker, die in „L.A. Story“ und „Honeymoon In Las Vegas“ Nebenrollen spielte, wird wohl trotz dieser Hauptrolle nie ein Star.