Mick Harvey – Two Of Diamonds
Is this desire? Gewiss, es mag schwer sein, aus dem langen Schatten des mighty mighty Nick Cave auszubrechen. Manch einer ging stiften (wie Blixa Bargeld), doch der friedliche Mick Harvey, Mitbegründer von Birthday Party und den Bad Seeds, betätigt sich zum Ausgleich lieber als Produzent (PJ Harvey) und Soundtrack-Komponist. Oder macht einen Tribut-zollenden Hofknicks vor Serge Gainsbourg.
Doch erst 2005 erschien mit „One Mans Treasure“ das erste richtige Solo-Album; eine schwelgerische Mischung aus eigenen Songs und Fremdmaterial. Ein Problem: Harvey bläht die Arrangements gerne schon mal auf Cinemascope. Was bei den beiden Gainsbourg-Projekten noch recht war, schadete „One Man’s Treasure“ bisweilen schon etwas. Geschuldet ist das auch der eher dünnen Stimme, die gegen so viel Grandezza nicht ankommen kann. Da ist es gut, dass der Tausendsassa das Großorchester diesmal außen vor lässt.
Das Konzept ist indes gleich geblieben: wenig selbst geschriebene Stücke, dafür viele sorgsam ausgewählte Coverversionen vor allem australischer Künstler. Zumeist in Wohlklang gebettet, denn der räudige Schinderhannes von nebenan hat hier nichts zu melden.
Harveys eigenes Material ist durchwachsen. Auf das großartige „Little Star“ wird auch Nick Cave neidisch sein, während sich „Blue Arrows“ schnell wieder verflüchtigt. Ähnliches gilt für die Cover-Versionen: „Photograph“ von The Saints und Bill Withers‘ „I Don’t Want You On My Mind“ kann er nichts hinzufügen, es bleibt beim Nachspiel. „Everything Is Fixed“ entspringt einem unveröffentlichten Demo der tollen Triffids, „Sad Dark Eyes“ (The Loved Ones) und „Here I Am“ (Emmylou Harris) sind ofenwarm lieblich. Aber wie fantastisch ist die Interpretation von Mano Negras „Out Of Time Man“. Ein Ausbruch aus der Schläfrigkeit!
Dann der Abschied: „Home Is Far Away From Here“, ein Song seiner alten Band Crime And The City Solution. Wir bluten plötzlich rettungslos und hängen uns rasch an Harveys Fährte. Er wird uns schon irgendwie nach Hause bringen.