Mike Leigh: Lügen und Geheimnisse

Das Adoptionssyndrom geht um. Nach „Geliebte Aphrodite“ und „Flirting With Disaster“ macht sich auch in .lügen und Geheimnisse“ (Goldene Palme ’96) jemand auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter. Die niederschmetternde Tristesse von „Naked“ und „Life Is Sweet“ ist jedoch komödiantischer Gelassenheit gewichen. Positive Energie statt Anarchie und Chaos. Die schwarze Hortense (Marianne Jean-Baptiste), eine gutsituierte Optikerin aus London, will nach dem Tod ihrer Adoptiveltern ihre leibliche Mutter treffen. Ein Schock: Cynthia (grandios: Brenda Blethyn) ist eine weiße, ärmliche und unverheiratete Fabrikarbeiterin. Das Drama entlädt sich, als Cynthia nach anfänglichem Widerwillen ihre neue „Tochter“ zu einer Party ihres Bruders mitnimmt Wie keiner im europäischen Kino schafft es Leigh, scheinbar einem Monstrositäten-Kabinett entsprungene, skurrile Archetypen in einem aberwitzigen Reigen zu vereinen.

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