Miley Cyrus und „Something Beautiful“: Nie klang Weltuntergang so perfekt
Terror, Pop und Armageddon: Miley Cyrus hat mit „Something Beautiful“ ein Meisterwerk aufgenommen

Die Welt ist kaputt, und Miley Cyrus weiß das. Es wissen natürlich auch noch andere Menschen – aber Popsängerinnen, ehemalige Kinderstars, Ikonen des Mainstreams geben so etwas normalerweise nicht zu.
Umso erstaunlicher ist, wie Miley Cyrus auf ihrem neuen Album „Something Beautiful“ einen privaten Pop-Alptraum orchestriert: Für ihr Konzeptalbum hat sie dreizehn Songs (und ein paar Distortion-Zwischentöne) zu einem Narrativ des Weltuntergangs zusammengeschoben, bei dem selbst seicht und hell klingende Stücke eine gewisse Portion Dunkelheit beherbergen, zumindest textlich: „End of the world“ mutet zwar musikalisch an wie ABBA, aber nun ja, wie der Titel andeutet – es geht um das Ende.
„Let’s pretend it’s not the end of the world“ beschwört die 32-Jährige mit rauer Stimme, für die sie kürzlich eine chronische Stimmbanderkrankung verantwortlich machte, und zitiert über Bande die Königin der rauen Stimmen, Janis Joplin, dazu auch noch die Beatles, wenn sie singt: „Let’s spend the dollars you’ve been saving on a Mercedes Benz / and throw a party like McCartney with some help from our friends”.
Das Spiel ist aus, für sie, für uns, für Pop
Das mag man vermessen finden, aber Miley Cyrus meint’s mit „Something Beautiful“ ernst. Das Spiel ist aus, für sie, für uns, für Pop. Sogar die „Golden burning sun“ brennt ein bisschen zu sehr, ertragen kann man das nur mit Drogen: „Let’s lay under a fountain and get higher than these mountains“. Der Höhepunkt dieser nur oberflächlich als Dancefloorbanger verkleideten Feier des Morbiden ist das wie eine Schwarze Messe inklusive Mönchsgesang inszenierte „Reborn“, bei dem Miley und ihre viele Mit-Produzenten, darunter Shawn Everett und Michael Pollack, vielleicht sogar die Einstürzenden Neubauten umarmen, vielleicht auch nicht, aber good heavens, gab es derlei Zeilen schonmal im Pop? „If heaven exists / I‘ve been there before / kill my ego / let‘s be reborn“.
Wenn das Album, das mit einem angeblich von Pink Floyds „The Wall” inspirierten Kurzfilm promotet wird, ein Gemälde wäre, dann hätte es das Thema Vanitas – vor allem der letzte Song „Give me love“ lässt daran keinen Zweifel: „So I’ll say my goodbyes to the earthly delights”, singt Cyrus traurig, „while my perfect eden goes down in flames / I’m eaten alive by the mouth of a monster / While fearlessly calling out your name”. Man kann nur hoffen, dass das große Drama am Ende doch schlichtweg aus Liebeskummer besteht. Denn der geht immerhin vorbei.