Monostars – In Zeitlupe :: Veracity/EFA
Das einzige Idyll, das ich finden kann, ist das, das ich mir selber schaffe, singt Norbert Graeser von den Monostars. Entsprechend basteln sie am Idyll feiner Popmusik. Fröhlich perlen die weichen Gitarrenakkorde, pluckert und plätschert das wunderbare Teil, genannt Synthesizer Das ist auffeilend an dieser sonst eher zurückhaltenden Musik. Minutenlang wandert die Orgel auf einzelnen Tönen dahin oder fabriziert plapperndes 70er-Jahre-Flair. Mal verspielt fröhlich, mal melancholisch einsilbig. Eigentlich wollen die Monostars weg vom Popsong und kehren dennoch immer wieder genau dahin zurück. Quirlige Ausflüge ins Easy-Listening-Land der schrägeren Sorte wie „Kautsch“ oder leise Instrumentalträumereien von „Nebenan“ lockern das Song-Konzept. Im Koordinatensystem der deutschsprachigen Popmusik liegen sie auf einer Ellipse zwischen Blumfeld und Flowerpornoes, ohne die Aggressivität der einen, noch die Komplexheit der anderen zu kopieren. Eine Zuordnung, die sich tatsächlich aufgrund des betont näselnden Dehn-Gesangs à la Liwa aufdrängt.
Aber das nur am Rande, denn die Welt, in der die Monostars ihr Glück suchen, liegt weit südlicher. Signifikanten Örtlichkeiten, für Ortskundige leicht dechiffrierbar („Planet der Affen“), wird ein Denkmal gesetzt, man gibt zu, von der Stimmung einer Stadt geprägt zu sein: „Diese Stadt hält mich am Leben, diese Stadt hält mich warm, und in der Nacht da leuchtet sie, heller als der Tag.“ Oden noch schöner: „Denn das sind Münchens Farben, das gelbe Beige soll etwas sagen, das Grau des Alltags von Millionen, das Dunkelgrün von Loden.“ Freundlichkeiten und Adoleszenz-Wahrheiten: „Der Rauch der ersten Zigarette bleibt ein Leben lang in deiner Lunge…“
Erste Liebe, Erinnerungen an Jugend-Nachmittage bewegen die Herzen der Monostars – oder Befindlichkeiten des Alltags, Verlorenheit, Liebesgefühle und solche, die es einmal waren. „Ich habe keine Lust mehr, jemanden zu lieben, der sich selbst nicht mag.“ Unbewußt wurde da eine ganze Menge Sommer eingefangen, und ,Jn Zeitlupe“ bringt sympathisch einige erinnernswerte Momente zurück. Den großen Budenzauber bieten sie nicht, dafür eine gute Portion südliches Unterstatement für Starnberg und anderswo.