Morning Runner – Wilderness Is Paradise Now

Da hat Chris Martin uns die Überraschung schön verdorben. Schon Monate vor der Veröffentlichung ihres Debüts schwärmte der Sänger von einer jungen Band namens Morning Runner, und natürlich dachte man gleich: Das sind dann also die nächsten Coldplay. Oder die nächsten Starsailor, die ja auch schon die nächsten Coldplay waren. Oder Keane, die wiederum die nächsten Starsailor waren. Und schon ist es vorbei mit der Vorfreude.

Das alles ist freilich ungerecht, und wenn man den ersten Song, „It’s Not Like Everyone’s My Friend“ hört, denkt man doch etwas anderes: Morning Runner könnten auch die nächsten Manie Street Preachers sein, aber leider geht ihnen dafür ein bisschen zu schnell die Luft aus. Dabei weiß Matthew Greener, Sänger und Texter der Band, schon sehr genau, wie diese Art von Jammer-Schwelg-Pop funktioniert. Gut sind immer schöne Phrasen wie „Have A Good Time“ oder „Be All You Want Me To Be“, die dann von den wütenden Musik und dem verzweifelten Gesang konterkariert werden und so vordergründig spannender klingen, als sie bei genauem Hinhören sind. Es wurde auch nicht an Keyboards, Geigen und Streicher-Arrangements gespart, wodurch etwa eine kleine Ballade wie „Burning Benches“ am Ende immer fetter wird, aber dann doch nicht platzt. Einen Sinn für das richtige Timing haben Morning Runner auf jeden Fall. Stücken, die schon so lahme Titel wie „Hold Your Breath“ und „The Great Escape“ haben, fehlt nur der entscheidende Kick, der sie von jedem beliebigen Song abhebt, den die geschätzten Kollegen in den vergangenen Jahren längst geschrieben haben. Aber ach, mag man ihnen das vorwerfen? Sie sind halt einfach ein paar Jahre zu spät dran.

„Are you still punching walls?/ You always seem to be where the buck falls“, singt Greener in „Punching Walls“. Das wäre auch eine Chance für diesen talentierten jungen Mann: Gegen Wände treten und nicht mehr an die Vorbilder denken. Die gute Erziehung vergessen, jedes Pflichtbewußtsein in die Tonne treten und den Kopf ausschalten. Da bleibt bestimmt genug übrig – Herz, Einfühlungsvermögen, Melodiegespür -, um uns mit dem zweiten Album richtig zu überraschen.

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