Mother :: Solo bleibt das Dixie Chick trotz Ben Harpers Hilfe eher blass

Schon erstaunlich, wie viel Missgunst Natalie Maines nach wie vor im Internet entgegenpostet, zehn Jahre nachdem sie sich als Texanerin öffentlich für George W. Bush geschämt hat und Toby Keith als Country-Reaktionär ja nicht mal groß entlarven musste. Das Solodebüt des Dixie Chick geht nun auch musikalisch auf Distanz zur kontrovers-einträglichen Vergangenheit. Der umtriebige Ben Harper scheint dabei der richtige Sidekick für Maines zu sein. Warum „Mother“ trotzdem nur einer dieser Emanzipationsversuche geworden ist, die eigentlich vieles richtig machen, ohne jedoch richtig begeistern zu können? Tja.

Das Titelstück ist schon ein Coup, nicht nur, weil Maines da die pikante Frage „Mother should I run for President?“ stellen darf. Sie löst den Song aus der bequemen Rollenverteilung des Pink-Floyd-Originals, singt ihn allein souverän hinein in einen ambivalenten Raum, in dem die Frage nach den Mauern aus Liebe noch mal neu verhandelt werden kann. Ganz in Ordnung geht es auch, wenn sie Eddie Vedder die Ukulele aus der Hand nimmt („Without You“) oder sich aufs Lotterbett von Patty Griffins Motel-Rocker „Silver Bell“ wirft.

Dann an „Lover You Should’ve Come Over“ ehrenvoll zu scheitern, liegt wohl in der Natur der Sache, wenn man das große Jeff-Buckley-Original einfach nachzuspielen versucht. Doch auch zum Jayhawks-Überflieger „I’d Run Away“ findet Natalie Maines keinen eigenen Zugang, der ihr den direkten Vergleich ersparen könnte. Die Ben-Harper-Stücke klingen entweder einen Tick zu larmoyant („Vein In Vain“) oder einen Tick zu kalkuliert-trotzig („Trained“). Während „Come Cryin To Me“ nur wie der AOR-Rocker rüberkommt, den sich die Chicks dann doch nicht ganz getraut haben (die Kolleginnen Marty Maguire und Emily Robison zeichnen tatsächlich als Co-Autorinnen).

Im pompösen Finale „Take It On Faith“ ist dann alles Glaube und Vergebung. Wir wissen nicht, wie viel sich die Dixie Chicks untereinander noch zu vergeben haben. Nur, dass Natalie Maines ihre alte Band trotz „Mother“ wohl doch noch mehr braucht, als sie vielleicht glaubt und ihr lieb ist. Im Sommer gibt’s immerhin ein paar gemeinsame Konzerte.(Sony)

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