Mother Tongue – Ghost Note :: Nois-O-Lution

Das ist eben die große Kunst in der Post-Postmoderne: eklektisch zu sein, ohne eklektisch zu klingen. Mother Tbngue stecken so voller Stilzitate, Sound-Anleihen, Anspielungen, Attitüden, dass man sich fragen könnte, wo denn hier wohl das Eigene bleibt – wenn, ja, wenn nicht jeder Song so organisch nach einem Ganzen klänge, eben so viel mehr ist als die Summe seiner Teile, dass sich die Frage gar nicht stellt.

Benennen kann man diese Teile aber durchaus: Animiert wird die Band von der Energie des Punk und des LA.-Independent, der von Haus aus zu einer gewissen Weltoffenheit neigte, Funk und Soul allemal als ernstzunehmende Sparrings-Partner betrachtete. Hinzu kommen dann aber noch fast ins attrockige Register reichende Seventies-Verspieltheiten, gelegentliche Acid-Dickköpfigkeiten, psychedelische Verirrungen, Flower-Power-Melancholia, schwelgerisches Doors-Pathos – und wem da noch nicht blümerant genug im Schädel ist, dem ist es spätestens, wenn verstörend atonale Free-Jazz-Bläser abheben, beinahe ohne Ziel und Zweck.

Und trotzdem, wie gesagt, passt das alles bnichlos zusammen, hat man nie den Eindruck, hier werde Artfremdes coUagiert, ist es vielmehr schön mitanzuhören, wie Mother Tongue sich ihr eigenes Genre zusammenjammen – und dabei auch noch gründlich Druck machen. Denn obwohl man an keiner Stelle vergisst, dass dies eine ziemlich artifizielle Angelegenheit ist, man immer wieder daran erinnert wird, dass Rockmusik manchmal eben doch eine Kunstform sein kann, gleitet „Ghost Note“ nie ab ins Dünnhäutige, Anämische, Kammermusikalische.

Hier agiert jederzeit eine ziemlich hundsgemeine Bande, die durchaus Schwein sein kann, die man wohl auch besser nicht dumm von der Seite anmacht. „I got a dark side, baby/ And it likes to come out/ I try to keep it hidden/ But it’s what I’m all about.“ Tatsache!

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