MotleyCrue – New Tattoo

Eines Tages wirst du in den Tattoo-Shop des Lebens gehen und sagen, dass du bereit bist für ein neues Tattoo namens Rock’n’Roll. Dass du genug Fast-Food-Musik serviert bekommen hast und genug Wegwerf-Helden und dass du vergessen hattest, was echt ist und was nicht. Und der Mann hinterm Tresen wird sagen: Ich wusste, dass du zurückkommst“ So steht es geschrieben im Booklet zum neuen Crüe-Album, dem Nachfolger des wenig ruhmreichen Comeback-Werks „Generation Swine“ von ’97. Das Schwein war nicht erfolgreich, weil Mötley Crüe ihren 80er-Jahre-Glamrock totritten, ihnen gar nichts Neues einfiel und jeder Idiot gemerkt haben muss: Diese Band macht ihren Job nicht mehr, weil sie Spaß daran hat, sondern weil das Konto leer ist Drogen, Getränke und Playboy-Bunnies kosten eben Geld. Die Proto-Glam-Metaller waren selbst zu Wegwerfhelden geworden, ihre Songs wenn nicht Fast-Food, so doch höchstens Bubblegum.

Drummer Tommy Lee gab irgendwann zu, dass es ein Fehler war, den Hohlkopf Vince Neil wieder in der Band aufzunehmen. Singen konnte der nie, sprechen noch viel weniger (von „fuck“ und „yeah“ abgesehen), musikalischen Input hatte er nie geleistet. Weil aber das großartige, gar nicht glamouröse ’95er-Album mit John Corabi leider gefloppt war, darf jetzt wieder Vince winseln und die Band rockt, als hätte es die 90er Jahre nie gegeben. Kein Wunder, dass es Lee, der sich immerhin für moderne Musik interessiert, nicht mehr aushielt. Auch ohne ihn macht die Crüe unverdrossen weiter. Die Zeitreise geht zurück zum Sunset Strip vor 10,15 Jahren, die Lieder tragen Titel wie „Hell On High Heels“, „She Needs Rock ’n‘ Roll“ und „Porno Star“. Alles albern die Parodie einer Band, die sowieso schon immer eine Parodie war. Nur in „Fake“ kommt ein bisschen Wahrheit zum Vorschein, etwas Einsehen: „Spent a million dollars on amphetamines/ Crashed a lot of cars/ Fucked all the stupid stars in Hollywood/ Because I could, because we could.“ Die dummen Sternchen, sie stehen jetzt wohl nicht mehr zur Verfügung. Auch Privat-Jets gehören der Vergangenheit an, aber jawohl, 40 Millionen Alben haben sie verkauft, nicht übel.

Ende der 80er Jahre, zwischen Alben, die „Shout At The Devil“ und „Dr.

Feelgood“ hießen, hielt ich den „Kopf“ der Band, Nikki Sixx, für den coolsten Menschen der Welt Schade, dass er doch nur ein Airhead ist, der nichts zu sagen hat Teenager von heute werden auf seine Rockstar-Posen nicht mehr reinfallen. Teenager von damals können mit sehr viel gutem Willen und Nostalgie-Ohren noch drei Sterne vergeben.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates