Mr. Vegas :: Sweet Jamaica

Lebendiger Geschichtskurs in Rocksteady, Reggae, Dancehall

2008 wollte Mr. Vegas bereits seinen Rückzug aus dem Musikgeschäft erklären, nur um diesen Sommer umso entschlossener mit einem Sounddokument zum 50. Jahrestag der jamaikanischen – politischen wie musikalischen (Ska) – Unabhängigkeit zurückzukehren, das Geschichte lebendig macht und in die Neuzeit übersetzt.

Clifford Smith alias Mr. Vegas, geboren 1975, der vor 15 Jahren mit dem Song „Heads High“ zum ersten Mal international auf sich aufmerksam machte, hat sich als veritabler Singjay im Laufe seiner Karriere einen Platz an vorderster Stelle im Reggae-Kosmos gesichert. Das vorliegende Doppelalbum unterteilt Geschichte in Reggae und Dancehall, dabei ist sie wesentlich mehr. Einem Trend auf Jamaika folgend liefert die erste CD einen Kursus in Historie und folgt mit Coverversionen den Spuren von Rocksteady und Reggae mit den Mitteln von heute. Produzent Mikey Bennett versucht gar nicht erst, den Sound der alten Aufnahmen naturgetreu von einer namhaften Riege an Studiomusikern nachspielen zu lassen, sondern bettet deren Seele und Funktionalität durchaus spannend in einen heutigen Kontext ein.

Die Songauswahl dazu reicht von plakativ („Ob-La-Di Ob-La-Da“ und „Sweet And Dandy“) bis zu feinsinnig, wie bei „Take It Easy“, dem ersten Rocksteady-Song. Das verkommt dank seiner Ernsthaftigkeit nie zur bloßen Karaoke-Show, und die eigene Vegas-Note zeigt sich am besten in Songs wie „Israelites“, oder „Cherry Oh Baby“, die er in „Gimme A Light“ bzw. „Roses In My Garden“ umbetitelt hat, um einen persönlichen Bezug herzustellen. Das erreicht zwar nicht die Intensität der Originale, aber Gäste wie Shaggy helfen mit, die Geschichtsstunde nicht langweilig werden zu lassen.

Die zweite CD ist mit kontemporären Hits und neuen Songs dem Dancehall gewidmet, der zum Arschwackeln (siehe Mr.-Vegas-Videos!) mit 90er-Reminiszenzen, Soca-, Gospel- und R&B-Bezügen aufgepeppt wird. (VPAL/MV/Groove Attack) Hans Peters

Beste Songs: „A Little Love“, „You’ve Made Me So Very Happy“

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