Muse :: Hullabaloo

Die sommerliche Veröffentlichungs-Offensive der Glam-Bombastiker

Für Muse-Anhänger sind das spannende Wochen: Bevor womöglich noch in diesem Jahr das dritte Studioalbum erscheint, erweitern die britischen Barock’n’Roller die eigene Diskografie um gleich eine ganze Reihe Tonträger. Da wäre zunächst die neue Single „Deadstar/ In Your World“, eine Doppel-A-Seite, mit der Vormann Matt Bellamy einen Einblick in die laufende Produktionsarbeit gewährt. Kurz danach erscheint mit „Hullabaloo“ eine prall gefüllte Doppel-DVD, die das beste von zwei Ende letzten Jahres im Pariser Zenith aufgenommenen Konzerten sowie abendfüllendes Backstage-Material enthält Genauso überbordend ist das die DVD begleitende Live-Album: Auch hier braucht es zwei Tonträger, um die Materialschwemme aufzufangen.

CD Nummer eins soll mit zehn von 1999 bis 2001 veröffentlichten B-Seiten dem frustrierten Sammler helfen, der Überschussproduktion seiner Helden habhaft zu werden. Eingerahmt von den eher sphärischen als anstrengenden „Forced In“ und, „Hyper Chondriac Music“, erhält man in gut einer Stunde einen Eindruck von der Experimentierfreudigkeit, mit der Muse jenseits des Hauptwerks bisweilen zu Werke gehen, und für eine Compilation ist das ja ein guter Grund.

CD Nummer zwei enthält elf Songs aus dem Zenith, und hier ist „überbordend“ schon wieder der passende Begriff. Als hätten die Studioversionen nicht schon genug jenes irrsinnigen Pathos, mit dem Bellamy und seine zwei Kumpanen psychotischen Angst-Grunge und überkandidelt nachgeahmte Barock-Etüden verbinden, gibt’s live gar kein Halten mehr. Bellamy kreischt und greint, als hätte er Elektroden im modernen Monadenhirn, und Trommeln und Bass prügeln sich durch vor Anspannung bald berstende Arrangements, als wollten sie mit dem Kopf durch die Wand.

Man kann bald nicht mehr. So wie Muse das Sensationelle schon auf ihrem zweiten Album weitestgehend eingebüßt hatten, so findet man auch hier die inflationär gebrauchte Drama-Harmonik allzu oft prätentiös und, naja, übertrieben. Einen Ausweg aus dem Innovationsstau eröffnen womöglich die oben genannten, hier in der Live-Fassung enthaltenen neuen Songs, die klarer und brutaler zu Werke gehen. Nein, nein, widerspricht Bellamy öffentlich, in die von „Darkstar“ gewiesene Richtung werde es auf keinen Fall gehen.

Aber wohin dann?

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