„Nägel“ von Laura Hird; „Das Loch im Brot“ von Iris Hanika :: Print-Pop von Frank Schäfer

Ein gutes Ende nehmen diese dreckigen, miesen, etwaige Geschmacksfragen mit einer obszönen Fingergeste abtuenden Erzählungen nur in der pervertierten Form, wenn nämlich das Böse sich einmal mehr mit perfidem Lächeln aus der Affäre zu ziehen weiß. Das Böse zum Beispiel in Gestalt des nekrophilen schottischen Söldners, der kurz vor seiner Verlegung noch einmal zur kalten Geliebten ins Bett steigt, um sie dann am nächsten Morgen in einem Waldstück zu verbrennen. Hird kennt keine Skrupel, diese einseitige Liebe mit Details auszuschmücken, und zwar mit etwas mehr, als unbedingt nötig gewesen wären, Oder vielleicht auch nicht, denn darum geht es ihr ja wohl vor allem: die menschlichen Deformationen und Aberrationen auf diesem unwirtlichen Felsen, der vom Weltall aus betrachtet angeblich doch so einladend aussieht, mit einigem Spektakel und einer gelegentlich am Trash-Kino geschulten Effekthascherei zur Schau zu stellen. Damit die Sonntagsprediger, das Pfeifenraucherkonsortium oder der Handarbeits-Club endlich nicht mehr die Augen davor verschließen, dass der Mensch ein Schwein und praktisch zu allem fähig ist.3,0

„Das Loch im Brot“ (Suhrkamp, 8,50Euro) von Iris Hanika soll eine Chronik sein, mit anderen Worten die meisten der hier versammelten kurzen Glossen, Skizzen, Miniaturen tragen anstatt einer Überschrift ein Datum. Aber um die Chronologie schert sich die Autorin dennoch nicht. Das geht so kreuz und quer durch die Jahre (1991 bis 2001), und auch eine andere Ordnung wird nicht erkennbar. Egal, denn diese ethnologischen Kleinststudien über den deutschen Alltag beschreiben ja auch nur Krümel vom großen Kuchen Realität. Was Hanika so alles auffällt, ist schon toll: „Vor dem Bordell Sweetheart in der Naumannstraße parkt in zweiter Reihe ein BMW mit laufender Warnblinkanlage.“ Was sie in die Dinge hineinliest, ist manchmal noch besser. Grandios etwa die nur aus fingierten O-Tönen (vom Orchestermusiker bis zum Linguisten) collagierte „Aldi „-Suada, die nicht nur alle denkbaren Facetten dieses Phänomens auffächert, sondern fast noch mehr preisgibt über die Sprecher selber und die Motivation ihrer Wertung. Die paar Dummheiten („Nach dem Vögeln reden wir meist über Auschwitz…“) und verbalen Rüschenblüschen („Zwei Jugendliche… im Geschlecht nicht erkennbar, indes die genauere Betrachtung sie nach einer Weile als Knaben verrät“) sieht man ihr gern nach. 3,0

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