Neil Diamond – Home Before Dark :: Melodisch karge Fundamentalmusik mit Grandezza

Es braucht guten Glauben, um ein Album für spartanisch und karg zu halten, damit Smokey Hormel, Mike Campbell und Benmont Tench aufgenommen wurde – Musikern, die Platten von Elvis Costello und Tom Petty ebenso mühelos veredeln wie die von Shelby Lynne oder des späten Johnny Cash. Gegenüber „12 Songs“ wurde nun der verhältnismäßig junge Gitarrist Matt Sweeney ergänzt, der mit den verhältnismäßig jungen und berühmten Will Oldham und Billv Corgan arbeitete.

Bei „Home Before Dark“ sind Neil Diamonds Notizen zur Produktion und zu seiner Gemütslage länger geworden und Pathos und Bravado spürbar wieder gewachsen.Natürlich war die künstlich gestaltete Bodenständigkeit der „12 Songs“ eine unbedingt gewollte Rückwendung zu dem Songschreiber, der Diamond um 1970 war. Der Herbst des Neil Diamond ist voll heiseren Barmens, erfüllten Geschrumms, melodisch karger Fundamentalmusik samt späten Aphorismen zur Lebensweisheit. Dass diesmal manches Stück länglich geriet, mag man jemanden nicht vorhalten, dessen Herz noch so voll ist – und nicht nur mit ihm selbst! „The time is perfect to go/ Before the curtain descends/ God knows it’s lonely out there.“ Weiß Gott, Neil.

Aber das letzte Stück, „Home Before Dark“, bricht einem dann doch das Herz.Wic Hemingways fiebernder Held am Fuße des Kilimandscharo erinnert er sich an die Geschichten seines Lebens: „You need to hear them, maybe then you’ll see/ That I found them never knowing/ They were going inside of me.“ Und größer noch ist Diamonds Deutung von Dallas Codys „Without Her“, bei dem die Gitarristen und Benmont Tench uns endlich zu Tränen zerspielen, während der Alte mit der Grandezza des King Lear „I spend the night in a chair thinking she’ll be there/ But she never comes“ klagt. Leider nur auf der „Deluxe Edition“.

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