Neil Finn :: Dizzy Heights

Der Crowded-House-Kopf wagt solo überraschendere Songs

Dieses ist das dritte reguläre Soloalbum von Neil Finn, doch das ist eine irre­führende Zählung. Finn hat nach dem ersten Ende von Crowded House viele Wege gefunden, seinen jederzeit verfügbaren Output in Produktionen, Kooperationen und Tourneen zu gießen. Ein Soundtrack, zwei Alben mit Bruder Tim, das großartige Supermusikerprojekt 7 Worlds Collide (u. a. mit Johnny Marr, KT Tunstall und Mitgliedern von Wilco und Radiohead), ein Projekt mit Ehefrau Sharon – Musik, überall Musik.

Während die Soloalben 1 und 2 die harmonisch kluge Melodieversessenheit der damals aufgelösten Crowded House fortsetzten und vertieften, spielt „Dizzy Heights“ eine andere Rolle. Finn kann seine über die Jahre perfektionierten Popsongs in der nun wieder aktiven Hauptband unterbringen, das Solowerk wird zum Ausfallschritt. Entsprechend ging es Finn auf diesem Album wohl eher um den Selbstversuch, den Moment und die überraschende Textur. Produzent Dave Fridmann (u. a. Flaming Lips, Mercury Rev, Sparklehorse) zerlegt einige der wie immer formidabel komponierten Lieder bis ins Abstrakte, zum Beispiel das verwirrend schöne „Divebomber“, bei dem ein Synthie eiert und ein Bomber einen Angriff fliegt, bis Finn zu dramatischen Streichern im unwirklichen Falsett singt. Auch der schleppende, flüs­ternd gesungene Blues des Openers „Impressions“ klingt wie eine Illusion oder die Erinnerung an einen Traum. Das Lied ist fantastisch.

Das zweite Antlitz von „Dizzy Heights“ erlaubt einen klareren Blick auf die Band, zu der mit den Söhnen Liam und Elroy sowie der Gattin Sharon die ganze Familie Finn gehört. Neil Finn verbindet seine Vorliebe zur schönen, gewitzten Melodie mit Midtempo-Singer/Songwriter-Arrangements und (manchmal) der hier schon immer etablierten Vorliebe zum Blue Eyed Soul. Doch auch in diesen Liedern ist die Atmosphäre leicht unwirklich, ganz so wie in dem sonderbaren Video zum besagten „Divebomber“, bei dem flimmernde Bilder junge Menschen zeigen, die durch die Wolken von einem Felsen ins Meer springen.

Dizzy heights? Einer der besten Songwriter der Welt hat sich tatsächlich mal wieder in schwindelerregende Höhen aufgeschwungen

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